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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Unkenntnis der Vergangenheit ist die Garantie um unsere Gegenwart nicht verstehen zu können. Deshalb erscheint es mir wichtig, immer wieder auf die Wirklinien der großen Denker und Akteure des 20.Jahrhunderts hinzuweisen, die oft in das Hier und Jetzt reichen. Viele der Visionen die uns heute Bewegen wurden schon (mindestens) einmal diskutiert, versucht und scheiterten grandios. Eine solche Vision war der Leninismus. In der NZZ behauptet Richard Herzinger (m.E. Zu Recht) - "Der Leninismus lebt, und wie!". Was den verbreiteten Glauben in den westlichen Ländern diametral widerspricht, nach dem demokratischen Aufbruch Osteuropas und dem Zusammenbruch der UdSSR würde der Kommunismus mit samt seiner Staatsideologie, dem «Marxismus-Leninismus», verschwinden.
Zwar blieb China, immerhin das bevölkerungsreichste Land der Welt, der Alleinherrschaft der Kommunistischen Partei unterworfen. Und auch in Kuba, Nordkorea, Vietnam und Laos hielten sich Diktaturen an der Macht, die unmittelbar oder in abgewandelter Form der marxistisch-leninistischen Staatslehre folgen. Doch im Westen herrschte lange Zeit die Überzeugung vor, auch diese Regime würden in absehbarer Zukunft zusammenbrechen oder sich im Sinne westlicher Standards von Marktwirtschaft und Menschenrechten «liberalisieren».
In China und Russland kann man gut sehen, wie die Herrschaftstechniken, die Lenin und die Bolschewiki im Rahmen ihrer Oktoberrevolution von 1917 entwickelten, heute abgewandelt funktionieren. Die Essenz des Leninismus kann man durchaus in der "Verabsolutierung des Machterhalts und ... (in der) grenzenlose(n) Selbstermächtigung der ihn sichernden Repressionsapparate" sehen.
Zur Totalüberwachung und Gleichschaltung der Gesellschaft, die gleichfalls an seine frühen Jahre erinnern, nutzt und entwickelt das chinesische Regime modernste digitale Technologie. Es konterkariert damit die Vorstellung, kommunistische Herrschaft müsse unweigerlich in den ökonomischen Niedergang führen. Stattdessen hat es die Dynamik des kapitalistischen Wirtschaftssystems erfolgreich in den Dienst der Zementierung seiner Macht gestellt ....
Letzteres hatte schon Lenin in seiner «Neuen Ökonomischen Politik» für die Jahre 1921 bis 1928 halbwegs erfolgreich versucht, als klar war, das anders der wirtschaftliche Kollaps droht. Stalin "opferte" diese Strategie dann seinem Machterhalt.
Russland zeigt, dass Leninismus in weiteren mutierten Varianten überleben kann:
Zwar folgt der Kreml unter Wladimir Putin keinem kommunistischen Programm mehr. Doch beruht Putins Herrschaftssystem auf der Macht der Geheimdienste, die aus der von Lenin geschaffenen Tscheka hervorgegangen sind, und steht so in diesem wesentlichen Aspekt in der Kontinuität des Sowjetsystems. Von diesem hat es auch seine radikal ablehnende Haltung gegenüber dem westlichen Liberalismus übernommen, der ihm als Negativfolie für seine Selbstdefinition dient.
Das von Putin entwickelte Herrschaftsmodell - eine "Symbiose aus Geheimdiensten und organisierter Kriminalität" - scheint bisher recht stabil zu funktionieren. Und auf dem Weg zu einer offenen Diktatur. Für seine ideologischen, auch der Legitimation nach innen dienenden, Angriffe auf den liberalen Westen
stützt sich der Kreml auf ideologische Hilfstruppen sowohl der radikalen Linken wie Rechten, die in den westlichen Demokratien als Schallverstärker seiner Desinformationskampagnen fungieren.
Diese Affinität auch rechter Strömungen zum "Leninismus" ist historisch keinesfalls neu:
So betrachteten sowohl Benito Mussolini als auch Joseph Goebbels in seiner Frühphase – bevor er Hitler bedingungslos als seinen Messias anerkannte – Lenin als Vorbild und Archetyp der Art von Führer, den sie sich auch an der Spitze ihrer «völkischen» Bewegung wünschten. Innerhalb der deutschen extremen Rechten existierte nach dem Ersten Weltkrieg eine starke Strömung, die für ein Zusammengehen Deutschlands mit der Sowjetunion gegen den verhassten Westen optierte.
Und wie man sieht, drohen heute die real existierenden Mutanten des Leninismus den Unternehmern und Funktionseliten auch nicht mehr per se mit Enteignung oder Absetzung. Bei Wohlverhalten und Kooperation dagegen gibt es Schutz vor liberalen Ideen von Freiheit und Gerechtigkeit oder gar vor Umverteilung.
Quelle: Richard Herzinger www.nzz.ch
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hm. ok. Dennoch bin ich mir nicht sicher ob die ...reine Beibehaltung ehemals sowjetischer Methoden und Rechtfertigungsmodelle tatsächlich echter Leninismus ist.