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Was steckt hinter dem Manifestieren-Trend?

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
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Theresa BäuerleinMittwoch, 26.06.2024

Die Realität ist das, was du daraus machst — das zumindest glauben derzeit zahllose Menschen, die dem Manifestieren-Trend in den sozialen Medien folgen.Laut Google-Daten stiegen die Online-Suchen nach ‚Manifestieren‘ in den ersten Monaten der Pandemie um mehr als 600 Prozent.

Dieser Artikel geht kritisch der Frage nach, wie der „Manifestieren“ – Trend entstanden ist. Falls du noch nie davon gehört hast: Es geht dabei um die Überzeugung, dass Menschen ihre Wünsche wirklich werden lassen können, wenn sie Fokus, Aufmerksamkeit und innere Überzeugung mittels bestimmter Praktiken auf ihr Ziel richten. Viele Influencer bieten Übungen und Kurse mit dem Versprechen an, dass sich das Universum mit dem richtigen Maß an Konzentration, positivem Denken und Wünschen dem Willen ihrer Follower:innen beugen wird. 

Was viele nicht wissen: Der Glaube ans Manifestieren stammt aus der amerikanischen „New Thought“-Bewegung aus dem 19. Jahrhundert, die spirituelle Ideen mit persönlichen und materiellen Zielen verbindet. Sie wurde von Phineas Parkhurst Quimby gegründet. Quimby glaubte, dass Krankheiten oft psychologische Ursachen haben und durch mentale und emotionale Veränderungen geheilt werden können. Dies beeinflusste die Entwicklung verschiedener Selbsthilfephilosophien und -praktiken im 20. Jahrhundert. 

 Die Autorin dieses Artikels zieht historische Linien von der frühen „New Thought"- Bewegung bis zu modernen Selbsthilfegurus und betont, wie diese Ideologien Wirtschaftstheorien und politische Überzeugungen beeinflussten.

Niemand, der wirklich reich sein wollte, so behauptete eine neue Welle von Büchern, würde jemals arm bleiben.

Diese Vorstellung hat auch heute noch Einfluss, indem sie zum Beispiel in der „Prosperity Gospel“ Bewegung nachklingt. 

Auch wenn New Thought heute nicht mehr in der gleichen Form lebendig ist, ist sein Erbe im amerikanischen Leben deutlich sichtbar. In evangelikalen Kreisen hat es sich in die Prosperity-Gospel-Bewegung verwandelt [...]Einer Studie zufolge stimmen drei Viertel der amerikanischen Christen der Aussage zu: "Gott will, dass es uns finanziell gut geht." Die Wirkung dieses Konzepts lässt sich auf Maximen zurückführen, die in den Philosophien von Wellness-Marken wie Goop und Gurus wie Oprah Winfrey und Tony Robbins sowie in Selbsthilfe-Bestsellern wie Norman Vincent Peales "Die Macht des positiven Denkens" und Rhonda Byrnes "The Secret" zu finden sind.

Die Autorin sieht den Trend insgesamt kritisch: 

Nur wenn wir die religiöse und okkulte Tradition verstehen, aus der das Konzept der Manifestierens stammt, können wir es als das sehen, was es wirklich ist: eine vergeistigte Beschönigung derselben verblendeten Logik, die suggeriert, dass Armut eine Wahl ist, und die so vielen politischen Desinformationen zugrunde liegt. Denn wenn die Realität immer nur das ist, was wir aus ihr machen, dann sind diejenigen, die die wenigsten Skrupel haben, sich der Wahrheit anzupassen, diejenigen, die die meiste Macht haben werden, die Zukunft zu gestalten.


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Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 6 Monaten

    Erinnert mich auch stark an Brians Buch Wünschen Wollen Tun (aus Family Guy)...

    Es ist vielleicht kein Wunder dass das ausgerechnet im puritanischen Amerika besonders stark werden konnte...

    Und Armut als Wahl... neoliberaler geht's kaum noch.

    Aber natürlich hat es einen gewissen Reiz, diese selbstermächtigung...

    1. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 6 Monaten

      Ah, das Buch kenne ich gar nicht! Aber ja, es hat wirklich etwas sehr Amerikanisches. Ich erinnere mich gut, wie ich einmal in den USA gehört habe, wie eine Erwachsene einem Kind erklärt hat, ein Obdachloser sei deswegen obdachlos, weil er „schlechte Entscheidungen“ im Leben getroffen habe…

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