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Kopf und Körper

War Dünnsein in den 80ern einfacher?

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
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Theresa BäuerleinMittwoch, 19.06.2024
Wenn deine Eltern vor zwei bis drei Jahrzehnten schlank waren, mussten sie sich dafür vielleicht weniger anstrengen als du heute. Das legt eine Studie nahe, die neulich in der Zeitschrift Obesity Research & Clinical Practice veröffentlicht wurde. 

Die Forschenden untersuchten für die Studie die Ernährungsdaten von 36.400 Menschen in den USA aus den Jahren 1971 bis 2008 und die Daten zur körperlichen Aktivität von 14.419 Personen aus den Jahren 1988 bis 2006. Sie gruppierten die Datensätze nach der Menge der Nahrung und der Aktivität, dem Alter und dem BMI.

Dabei entdeckten sie eine überraschende Korrelation: Eine Person, die im Jahr 2006 die gleiche Menge an Kalorien zu sich nahm, und auch die gleichen Mengen an Makronährstoffen wie Eiweiß und Fett, und die sich darüber hinaus auch genauso viel bewegt wie eine Person gleichen Alters im Jahr 1988, hatte einen um 2,3 Punkte höheren BMI. 

Mit anderen Worten: Die Menschen von heute sind etwa 10 Prozent schwerer als die Menschen in den 1980er Jahren, auch wenn sie sich genau gleich ernähren und bewegen.  

Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass 25-Jährige noch weniger essen und mehr Sport treiben müssen als Ältere, um eine Gewichtszunahme zu verhindern", sagte Jennifer Kuk, Professorin für Kinesiologie und Gesundheitswissenschaften an der York University in Toronto, in einer Erklärung. "Sie weist aber auch darauf hin, dass neben Ernährung und Bewegung noch andere spezifische Veränderungen zum Anstieg der Fettleibigkeit beitragen können.

Worin diese anderen Veränderungen bestehen könnten, ist jedoch noch unklar.  In einem Interview nannte Kuk drei verschiedene Faktoren, an denen es liegen könnte: 

Erstens: Mehr Chemikalien 

 Pestizide, Flammschutzmittel und Stoffe in Lebensmittelverpackungen könnten unsere hormonellen Prozesse verändern und die Art und Weise beeinflussen, wie unser Körper an Gewicht zunimmt und es hält.

Zweitens: Mehr verschreibungspflichtige Medikamente 

Der Gebrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten ist seit den 1970er und 80er Jahren dramatisch angestiegen. Prozac, der erste SSRI-Blockbuster, kam 1988 auf den Markt. Antidepressiva gehören heute zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten in den USA, und viele von ihnen werden mit Gewichtszunahme in Verbindung gebracht 

Drittens: Andere Darmbakterien

Schließlich glauben Kuk und die anderen Studienautoren, dass sich das Mikrobiom der Amerikaner zwischen den 1980er Jahren und heute irgendwie verändert haben könnte. Es ist allgemein bekannt, dass einige Arten von Darmbakterien eine Person anfälliger für Gewichtszunahme und Fettleibigkeit machen. Die Amerikaner essen heute mehr Fleisch als noch vor einigen Jahrzehnten, und viele tierische Produkte werden mit Hormonen und Antibiotika behandelt, um das Wachstum zu fördern. Das viele Fleisch könnte die Darmbakterien auf eine Art und Weise verändern, die auf den ersten Blick unauffällig ist, sich aber mit der Zeit summiert. Kuk glaubt, dass auch die Verbreitung von künstlichen Süßstoffen eine Rolle spielen könnte. 

Was auch heißt, so dieser Artikel, dass Menschen oft gar nichts dafür können, wenn sie zu viel Gewicht auf die Waage bringen. So meint Kuk: 

„Es gibt eine große Voreingenommenheit gegenüber Menschen mit Fettleibigkeit“, sagte sie. „Sie werden als faul und selbstverliebt beurteilt. Das ist aber gar nicht der Fall. Wenn unsere Forschungen richtig sind, muss man sogar noch weniger essen und noch mehr Sport treiben, um dasselbe Gewicht zu haben wie die Eltern in Ihrem Alter.
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