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Medien und Gesellschaft

Weniger ist mehr: Medien reduzieren die Zahl ihrer Artikel – und steigern Zugriffe und Abos

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzFreitag, 07.02.2020

(Wie) können Verlage mit digitalen Inhalten Geld verdienen? 

Auf diese Frage gibt es nicht nur eine Antwort. Lokalzeitungen haben andere Voraussetzungen als überregionale Medien. Verlage, die ihre Redaktion immer noch finanzieren, indem sie gedruckte Tageszeitungen verkaufen, müssen den digitalen Wandel anders angehen als Vice oder Buzzfeed.

Lucinda Southern zeigt in ihrer Analyse einen Weg auf, der sich auf viele Medien übertragen lassen dürfte. Mehr Inhalte zu produzieren, resultiert nicht in mehr Reichweite – im Gegenteil: Anhand mehrerer Beispiele wird klar, dass es sich lohnen kann, deutlich weniger zu veröffentlichen und die Ressourcen lieber in Qualität, statt Quantität zu stecken.

In einer Zeit, in der immer mehr Verlage wollen, dass Leserïnnen für ihre Angebote bezahlen, klingt das nach einer banalen Erkenntnis. Natürlich schließe ich eher ein Abo für Artikel ab, die ich nirgendwo sonst finde. Ich kann und will ohnehin keine 300 Texte pro Tag lesen, sondern lieber drei, die mich klüger machen.

Wenn ich mir die Masse an austauschbaren Inhalten anschaue, die viele Redaktionen Tag für Tag ins Netz pusten, scheint die Botschaft des Digiday-Artikels nur bei einem Bruchteil der Entscheiderïnnen angekommen zu sein. Dabei lassen solche Zahlen wenig Raum für Zweifel:

  • Im vergangenen Jahr hat der Guardian ein Drittel weniger Inhalte veröffentlicht – und die monatlichen Unique Users von 23,4 auf 25 Millionen gesteigert.
  • Le Monde hat zwischen 2017 und 2019 25 Prozent weniger Artikel publiziert – und seine Reichweite um elf Prozent ausgebaut.
  • Im vergangenen Sommer hat die Times of London die Zahl der Texte auf seiner Homepage um 15 Prozent reduziert und dabei vor allem austauschbare Meldungen gestrichen – in der Folge stieg die Verweildauer um ein Viertel.
  • Die US-Lokalzeitung The Post and Courier of Charleston steigerte die Zahl ihrer Digitalabos von 1700 auf 6000 – indem sie die Zahl ihrer täglichen Texte auf 30 halbierte.
Natürlich gilt für alle Beispiele: Nur weniger Inhalte zu produzieren, bringt gar nichts. Entscheidend ist die Frage, was die Redakteurïnnen und Autorïnnen mit der Zeit anstellen, die dadurch frei wird. Damit die Formel aufgeht, müssen die Ressourcen in Recherche und Textarbeit fließen, um Leserïnnen Inhalte anbieten zu können, für die sie bereitwillig bezahlen oder zumindest klicken.  

Der Medienananalyst Thomas Baekdal drückt es so aus:
Whether a digital magazine publishes 100, 500, or 1,000 articles makes no difference to the reader. It’s the quality and interest of the articles that matter instead. We see this clearly on YouTube, where the most popular YouTubers rarely post more than once or twice a day. Publishers look at this, do the analysis, and they discover that when they cut away the not valuable, nobody realizes that it is gone.
Weniger ist mehr: Medien reduzieren die Zahl ihrer Artikel – und steigern Zugriffe und Abos

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