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Medien und Gesellschaft

Von einem linksliberalen Zeit-Reporter, der auszog, die rechtspopulistische AfD zu verstehen

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzSonntag, 13.03.2016

Seit Monaten füllt die AfD Talkshows und Zeitungen. Manchmal wird mit ihr geredet, häufiger über sie. Satire-Sendungen haben gespottet, Leitartikler haben gewarnt, kluge Politikjournalisten haben analysiert, Reporter haben Demonstrationen besucht.

Es mangelte also nicht an Versuchen, das Phänomen AfD zu erklären. Trotzdem braucht es Reportagen wie die von Malte Henk. Denn sie ist nicht nur länger, sondern auch tiefgründiger als die meisten Texte, die ich bislang über die AfD gelesen habe.

Er beschäftigt sich nicht mit den Führungsfiguren, über die Höckes, Petrys und von Storchs wurde schon genug geschrieben:

Um zu verstehen, was los ist, habe ich mich auf die Suche gemacht – im Milieu der Millionen, der Menschen hinter den Frontleuten. Ich fing dort an, wo sie ihre Stimme erheben. Auf Facebook.

Besonders interessant finde ich diese Begegnung mit einem Mann, den niemand kennt, der für den Erfolg der AfD aber eine wichtige Rolle spielen dürfte:

Werner Kaiser leitet die Facebook-Redaktion der AfD. Genauer, er ist diese Redaktion. Vor Kurzem hätte ich einen wie ihn noch für einen Hetzer gehalten. Nach meinem Besuch bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Bemerkenswert auch, wie Henk die umgedrehte Filterbubble entdeckt:

Ich würde gern sagen, dass ich das alles einfach nur lächerlich fand, muss aber eingestehen, dass Facebook von rechts auf mich gewirkt hat, ähnlich einer täglichen Strahlentherapie. Ich konnte zu jeder beliebigen Zeit auf meine Seite gehen und sah neue Meldungen über gewaltsame Übergriffe durch Flüchtlinge.

Ich teile nicht alles, was Henk schreibt. Den Vergleich mit den Grünen finde ich, vorsichtig ausgedrückt, gewagt. Das macht aber nichts. Lieber ärgere ich mich über gute Texte, als dass ich schlechten Texten gelangweilt zustimme.

Und wer am Ende positive Rückmeldungen von Grünen- und AfD-Wählern bekommt, muss einfach irgendwas richtig gemacht haben.

Von einem linksliberalen Zeit-Reporter, der auszog, die rechtspopulistische AfD zu verstehen

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Kommentare 3
  1. Magdalena Taube
    Magdalena Taube · vor mehr als 8 Jahre

    Endlich auch geschafft, diese lange Reportage zu lesen. Ich kann dir nur zustimmen, dass eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der AfD in den Medien wichtig ist. Aber mich hat der Sound irritiert, "kann man ja alles schon verstehen", "die Leute sind ja eigentlich gar nicht so schlimm", in dieser Art. Wie ging es dir?

    1. Simon Hurtz
      Simon Hurtz · vor mehr als 8 Jahre

      Ich hatte genau den gleichen Eindruck. Deshalb ja auch das vorsichtige "Ich teile nicht alles, was Henk schreibt." Ich glaube, er wollte unter allen Umständen den Eindruck vermeiden, dass (mal wieder) ein vermeintlich voreingenommener Journalist die AfD schlecht schreibt.

      Und es hat ja durchaus einen Grund, dass die AfD seinen Artikel stolz auf Facebook geteilt hat. (Interessanterweise aber auch Politiker von Grünen und den Linken.) Ich finde es jedenfalls gut, wenn ich auch mal Texte lese, die nicht zu 100 Prozent auf Linie mit der Mehrheitsmeinung in meiner Filterblase (und meiner eigenen Meinung) liegen.

    2. Magdalena Taube
      Magdalena Taube · vor mehr als 8 Jahre

      @Simon Hurtz Ja, das schon, aber irgendwie beschleicht mich dann auch so ein Gefühl, dass die ZEIT sich darauf einstimmt, die AfD vielleicht nicht soo schlimm zu finden...

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