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Verkehr in Helsinki: Weniger Tempo bedeutet weniger Tote

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

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Simon HurtzSonntag, 31.01.2021

Dieses Gespräch mit Anni Sinnemäki umfasst nur fünf Fragen. Auch die Antworten, die Helsinkis stellvertretende Bürgermeisterin für Stadtentwicklung gibt, sind relativ kurz und dürften eigentlich niemanden überraschen.

Warum ich Interview trotzdem piqe? Weil ihre Aussagen zwar simpel und selbsterklärend sein mögen, sich aber viele deutsche Städte weigern, Konsequenzen daraus zu ziehen.

2019 starb im Straßenverkehr von Helsinki kein Mensch auf dem Fahrrad und niemand, der zu Fuß unterwegs war. Im vergangenen Jahr kamen zwei Radfahrende und drei Fußgängerïnnen ums Leben. In den 1960-er Jahren lagen diese Zahlen noch bei mehreren Dutzend pro Jahr. Die Strategie sei einfach, sagt Sinnemäki:

Die wichtigste Sicherheitsmaßnahme war, dass ab den Siebzigern die Geschwindigkeitsbegrenzungen schrittweise gesenkt wurden. 2018 haben wir als letzten Schritt die Senkung von 50 auf 40 km/h auf alle Hauptstraßen ausgeweitet und in den übrigen Straßen von 40 auf 30 km/h.

Zum Vergleich: In Berlin starben im vergangenen Jahr 50 Personen im Straßenverkehr, darunter 19 Radfahrende. Klar, in Berlin wohnen auch fünfmal mehr Menschen als in Helsinki. Dennoch ist die Gleichung eindeutig: Weniger Tempo bedeutet weniger Tote. Und Helsinki geht noch weiter:

Da die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht mehr das Hauptproblem sind, konzentrieren wir uns jetzt auf die physische Form und Struktur der Straßen und Kreuzungen, die die gefährlichsten Orte für Unfälle sind. Das bedeutet, dass wir etwa die Fahrspuren verengen, wenn Sie sich einer Kreuzung nähern, erhöhte Fußgängerüberwege einrichten und Bürgersteige an Kreuzungen erweitern. Damit letztendlich die Straßenstruktur vorgibt, wie man sich verhält. Denn wenn eine breite Straße wie eine Autobahn aussieht, halten sich die Leute vielleicht nicht an die 40 km/h, weil sich die Straße nicht danach anfühlt. Wir arbeiten auch mit der Polizei zusammen, um die Fahrgeschwindigkeit, rote Ampeln und Einbahnstraßen mit siebzig Kameras zu überwachen.

Im Straßenverkehr bleiben noch viele Baustellen offen: verpflichtende Abbiegeassistenten für Lkws, bessere Radwege-Infrastruktur, Ausbau des ÖPNV, Geschwindigkeitsbegrenzungen und verengte Fahrspuren zugunsten von Radfahrenden und Fußgängerïnnen. Zum Glück gibt es zu diesem Thema schon viele lösungsorientierte piqs:

Verkehr in Helsinki: Weniger Tempo bedeutet weniger Tote

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