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Medien und Gesellschaft

Nein, Medien waren 2016 nicht sicher, dass Trump verliert

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzDienstag, 03.11.2020

Aus gegebenem Anlass ein kurzer piq, der womöglich hilft, am Wahlabend und den folgenden Tagen zwei Narrative zu verhindern, die sich seit vier Jahren hartnäckig halten:

1. (Deutsche) Medien hätten 2016 versagt, weil sie einen Sieg von Hillary Clinton bis in die Wahlnacht hinein als einzigen möglich Ausgang dargestellt hätten.

2. Dieser Fehler beruhe vor allem darauf, dass sich Journalistïnnen vor allem in linksliberalen Medienblasen wie New York und Kalifornien aufhielten und kaum jemand den Menschen in Staaten wie Pennsylvania, Michigan oder Texas zuhörte.

Natürlich haben beide Behauptungen einen wahren Kern. Ich kann mich noch genau an die Wahlnacht in der SZ-Redaktion erinnern: Fast alle Kollegïnnen waren genauso erstaunt und entsetzt wie ich, als die zuckende Nadel der New York Times im Laufe der Nacht immer weiter nach rechts ausschlug. Niemand hatte ernsthaft mit einem Trump-Sieg gerechnet. Das schlug sich natürlich auch in der Berichterstattung der vorhergehenden Monate nieder.

Dennoch waren die Schlagzeilen nicht so eindeutig, wie sie im Rückblick oft dargestellt werden. Stefan Niggemeier hat ins Archiv geschaut und zeigt, dass zumindest einige deutsche Medien auch über die Stimmung in der geografischen Mitte der Vereinigten Staaten berichteten – und dass sie kurz vor der Wahl durchaus zur Vorsicht mahnten. Die Überschriften lauteten etwa:

  • "Hillary Clinton muss um den Sieg zittern" (SZ)
  • "Amerikas Demoskopen warnen vor Überraschungen" (Tagesspiegel)
  • "Zeit, sich Sorgen zu machen" (B.Z.)
  • "Stellt Trump die Welt auf den Kopf?" (Westfalen-Blatt)

Die Nachrichtenagentur dpa lag mit ihrer Vorschau ziemlich richtig:

Die letzten Umfragen sehen Clinton vor Trump, aber sicher ist nichts. Es ist nicht wahrscheinlich, aber es kann sein, dass der 45. Präsident der USA ein New Yorker Milliardär ist, bar jeder politischen Erfahrung.

Da die dpa Hunderte Zeitungen und Webseiten beliefert, findet sich diese Einschätzung noch heute etwa beim Merkur, der Sächsischen Zeitung und der Schweizer Handelszeitung.

Dem Autorenkürzel "cfr" entnehme ich, dass Christian Fahrenbach diese Zeilen geschrieben hat, der als freier Journalist in New York lebt und auch für die dpa arbeitet. Deshalb empfehle ich abschließend noch zwei piqs von bzw. mit Christian – denn sie sind nach wie vor aktuell:

Nachtrag: *Exakt* in der Sekunde, in der ich diesen piq veröffentlicht habe, ist Christians aktueller Newsletter zur US-Wahl in meinem Posteingang gelandet. Hier entlang!

Nein, Medien waren 2016 nicht sicher, dass Trump verliert

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