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Medien und Gesellschaft

Medienvielfalt im Osten: Katapult gründet eine Regionalzeitung

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzDonnerstag, 01.04.2021

Katapult kann zeigen, dass dieses Gründungsdings eine Schnapsidee war. Benjamin Fredrich darf scheitern. Denn genau das hatte sich der Chefredakteur des Katapult-Magazins gewünscht:

Ich weiß, der Lokaljournalismus ist am Ende. Ich weiß, wir haben keine Chance, aber das hatten wir mit KATAPULT auch nie. Also los. Mir ist alles egal! Lasst uns endlich scheitern!

Rund 3.000 Menschen haben ihm seinen Wunsch erfüllt, stündlich kommen neue hinzu. Sie haben ein Abonnement für Katapult MV abgeschlossen. Damit können Fredrich und sein Team eine neue, rein digitale Regionalzeitung für Mecklenburg-Vorpommern gründen. Binnen vier Tagen hat Katapult sein Ziel von 19.000 Euro pro Monat erreicht.

Warum braucht es das überhaupt? Reicht es nicht, Nordkurier, Ostsee-Zeitung oder Schweriner Volkszeitung zu lesen?

Ganz und gar nicht, glaubt Katapult. Einer der Gründe findet sich in dieser Infografik, die Katapult-Redakteur Ole Kracht so beschreibt:

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es drei regionale Tageszeitungen. Deren Einzugsgebiete sind jedoch klar aufgeteilt. Dies zeigt sich auch mit Blick auf die Standorte der jeweiligen Lokalredaktionen. Der Grund? Die Regionen spiegeln die ehemaligen Bezirke wider, in denen die Zeitungen in der DDR erschienen. Viele regionale und lokale Themen werden deshalb nur von einer Zeitung bearbeitet – von journalistischer Vielfalt kann nicht die Rede sein.

Und dann gibt es da noch die etwas emotionalere Motivation, die Fredrich liefert:

Es ist komplett umsonst. Ich hab mich fünf Mal über die menschenfeindliche Berichterstattung des Nordkuriers aufgeregt, alles belegt, alle Quellen rausgesucht. Und was hats gebracht? Gar nichts! Die machen weiter. Jeden Tag, immer wieder. (…) Beim Nordkurier sprechen Nazis und welche, die es gerade werden, ganz offen darüber, wie sie Menschen töten wollen, manchmal auch mit Anspielungen auf Konzentrationslager – und der Chefredakteur sagt, dafür verspüre er keine Verantwortung? Zum Heulen!

Auch andere Medien wie Zapp und Übermedien haben die tendenziöse Berichterstattung des Nordkurier beleuchtet, der Deutsche Presserat hat eine Rüge erteilt. Doch viele Menschen in MV haben keine Wahl, weil es bei ihnen nur den Nordkurier gibt – die drei Regionalzeitungen haben sich den Markt aufgeteilt.

Katapult MV tritt an, um dieses Monopol zu brechen. Deshalb hat der Verlag drei Jobs in Greifswald ausgeschrieben, will künftig weitere Redaktionen in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg aufbauen und bis zu 20 Korrespondentïnnen im Land verteilen.

Um alles zu finanzieren, sind 120.000 Euro nötig. Das entspricht 24.000 Abos – ein ambitionierter Plan. Ich wünsche Katapult dabei alles Gute und hoffe, dass Fredrich viele Menschen für dieses Konzept begeistern kann:

Ihr kauft nicht nur unser Magazin, ihr gebt uns auch wichtige Hinweise, besucht uns in der Redaktion, helft uns beim Hausbau, Waldpflanzen und Verpacken. Das macht Spaß! Davon brauchen wir mehr! Lasst uns aus KATAPULT eine Bewegung machen, die mit außergewöhnlicher Wucht – lässig, klar und ausdauernd – im Prinzip und auch im Detail auf Aussehen, Herkunft und Bildungshintergrund scheißt!
Medienvielfalt im Osten: Katapult gründet eine Regionalzeitung

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