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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
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Das Begräbnis der Queen liegt schon einige Wochen zurück, doch die beiden Texte, die ich hier empfehle, sind deshalb nicht weniger relevant. Gemeinsam erzählen sie eine ernüchternde Geschichte, denn offenbar galt bei vielen Medien: Je größer die Zahlen, desto besser – ob sie stimmen, ist Nebensache. Recherche verdirbt die besten Überschriften, sparen wir uns das lieber. Das kommt leider nicht nur vor, wenn Staatsoberhäupter beigesetzt werden.
Dieser piq besteht aus zwei Texten: Zum Artikel von Stefan Niggemeier, der sich mit den maßlos übertriebenen TV-Zahlen beschäftigte, kommt eine Recherche von Elisabeth Kröpfl für das österreichische Medienwatchblog Kobuk: "Wie Oe24 und die Krone die Kosten für das Queen-Begräbnis maßlos in die Höhe schießen lassen."
Carolina Beltramo, Gründerin der eher obskuren Seite WatchTVAbroad.com, prognostizierte kurz vor dem Begräbnis der Queen:
Die Liebe und Bewunderung für Queen Elizabeth II. in aller Welt ist so groß, dass ihre Beerdigung dafür bestimmt ist, das größte Live-Fernsehevent in der Geschichte zu werden. (…) Es werden nicht weniger als 4,1 Milliarden Menschen erwartet, die am Montag einschalten, um Zeuge dieses historischen Ereignisses zu werden, wenn die Hälfte der Menschen auf dem Planet Erde innehalten, um ihren Respekt zu bekennen.
Quellen? Erklärungen zur Berechnung? Fehlanzeige. Trotzdem ging die Zahl um die Welt. Erst berichteten britische Boulevardblätter, dann die Nachrichtenagenturen AFP und epd. Bild und RTL übernahmen die Behauptung, auch Deutschlandfunk und Tagesschau griffen die angeblich vier Milliarden Zuschauerïnnen auf.
Im Laufe des Prozesses wurden aus einer ausgedachten Zahl erst "Schätzungen von Experten" und dann vermeintliche Fakten. Stefan Niggemeier beschreibt diese Dynamik so:
Seriöse Nachrichtenmedien sind eher nicht der richtige Ort dafür. Aber der Magie der Zahl können sie sich offenbar nicht entziehen. Sie macht aus etwas, das wir alle ähnlich gut vorhersagen könnten wie Carolina von WatchTVAbroad.com – dieses Ereignis, das überall läuft, gucken bestimmt sehr viele Leute in aller Welt – , eine Nachrichten- und sogar Schlagzeilen-taugliche Größe, zitierbar, weitererzählbar und voller falscher Scheinseriösität, insbesondere nachdem es beim Weitererzählen die eigentliche Quelle verloren hat. Versatzstücke einer seriösen Nachrichtenkonstruktion sind als Hülle noch da, aber die notwendige Quellenangabe lautet am Ende nur noch: "berichten viele Medien", steht ja überall.
Die Mär des Milliardenpublikums wird noch in den Schatten gestellt von der Mär der Milliardenkosten, die Elisabeth Kröpfl dekonstruiert. Zum Glück geht es in diesem Fall nicht um Dutzende seriöse Medien, sondern nur um die ohnehin eher fragwürdigen Blätter Oe24 und Krone. Dafür ist es aber wirklich grandioser Quatsch.
Offenbar ist in beiden Redaktionen niemandem aufgefallen, dass Kosten von 6,8 Milliarden Euro eher unrealistisch sind, wenn das Begräbnis von Diana 1997 rund 5 Millionen Pfund kostete – oder, wie Oe24 ausrechnet: "10-Mal so teuer wie das von Diana". Nun ja, fast.
Aber die falsche Umrechnung ist leider nicht der einzige grobe Fehler. Unklar ist, wie Oe24 überhaupt auf diese absurde Zahl kam:
In der Print-Ausgabe von Oe24 nennen sie das renommierte Wirtschaftsblatt Economist als Quelle – dort konnten wir diese Zahl aber nirgends finden . Auf oe24.at wird auf ein Medium namens The Economist Times verwiesen. (…) Gemeint ist offenbar The Economic Times. Dort haben wir tatsächlich einen Artikel gefunden, der von "a whopping £6 billion" an Kosten spricht. Die Zahl wird aber weder erläutert, noch sonst irgendwie erklärt. Nun kann man vermuten, dass sich das Medium vielleicht nur vertippt hat – billion statt million ist schnell passiert. Denn wenn die eigene Recherche zu dem Ergebnis kommt, dass die Kosten etwa tausend Mal höher sind, als alle anderen schätzen, dann würde man diesem Faktum womöglich mehr Aufmerksamkeit widmen.
Quelle: Stefan Niggemeier Bild: Imago / NurPhoto uebermedien.de
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Die Beerdigung der Queen hat mich - ehrlich gesagt - überhaupt nicht interessiert. Der Umgang mit Zahlen durch die Medien dagegen schon, das ist einfach nur verantwortungslos.