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Medien und Gesellschaft

Anja Reschke: "Wir können auch mit einer Milliarde, aber dann halt ohne Programm"

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzDonnerstag, 15.11.2018

Jakob Buhre, Redaktionsleiter von Planet Interview, stellt dem Gespräch mit NDR-Journalistin Anja Reschke eine kurze Bemerkung voran: "Frau Reschke hat bei der Autorisierung keine Frage gestrichen, Gleiches gilt für ihre Antworten, die sie bei der Autorisierung zum Teil noch präzisiert hat."

Buhre hat bei Interviews mit Journalisten mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht. Nikolaus Blome, Vize-Chef der Bild-Zeitung, zog fast die Hälfte seiner Antworten zurück, der damalige Spiegel-Chef Klaus Brinkbäumer verweigerte die Autorisierung komplett.

Es ist gut, dass Reschke keinen Rückzieher macht, denn sie sagt viele interessante Dinge. Ich bin nicht immer ihrer Meinung (zum Beispiel glaube ich nicht, dass es in Deutschland besonders gerecht zugeht, Stichwort Erbschaftssteuer), aber es ist interessant zu erfahren, wie die Panorama-Moderatorin denkt - unter anderem wegen folgender Aussagen.

  • Über den Umgang mit Kritikern:
Wenn Menschen in Chemnitz sagen, sie könnten nicht mehr auf bestimmte Plätze gehen, weil sich dort Flüchtlinge rumtreiben, dann kann man entweder sagen: Das behaupten die nur, weil sie Rassisten sind, oder man sagt als Journalist: Ich schaue mir vor Ort an, wie ist es denn auf diesem Platz in Chemnitz zugeht.
  • Über gefühlte Wahrheiten:
Für mich ist im Moment die gefährlichste Spaltung, die zwischen Fake-News und Fakten. Die führt dazu, dass wir keine gemeinsame Grundlage mehr haben, auf der wir diskutieren. Wahrheit gilt nichts mehr.
  • Über Misstrauen:
Mein Eindruck ist ja, dass es diese pauschale Glaubwürdigkeitskrise bei ARD und ZDF nicht gibt.
  • Über Gauland:
Ich habe [ihn] gefragt, wann er aufhört, mich Lügenpresse zu nennen. Da hat er geantwortet: "Wenn Sie in einem Kommentar in den Tagesthemen sagen, 'ich will keine Flüchtlinge mehr'."

  • Über Geld:

Wir können auch mit einer Milliarde, aber dann halt ohne Programm. Ganz ehrlich: Ich kann in meiner Redaktion nicht einen einzigen Menschen Personal einsparen. Wir sind schon am Rande der Kapazitäten.

Anja Reschke: "Wir können auch mit einer Milliarde, aber dann halt ohne Programm"

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Kommentare 2
  1. Stephan Bleek
    Stephan Bleek · vor fast 6 Jahre

    Über Geld: ich kann als freier Produzent, der für das ZDF Dokus produziert, nur bestätigen, dass die Kollegen in den Redaktionen dort am Anschlag fahren, weshalb die Zusammenarbeit bei der Konzeption und Realisierung von Projekten leidet. Auch bei den Verhandlungen über Produktionsbudgets ist eine Situation erreicht, in der wir nur durch Selbstausbeutung das Niveau unserer Filme halten können.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 6 Jahre

    die Gerechtigkeitsantwort ist sehr erstaunlich oder?
    Es geht in Deutschland gerecht zu, aber in der Praxis nicht...? Ich bin auch nicht ihrer Meinung, aber das macht vor allem keinen Sinn oder? Wenn es gerecht zugänge, wäre das ja die Praxis.
    Sonst aber durchwegs super Antworten, sehr empfehlenswert!
    "Ich denke, wir sind in keiner Glaubwürdigkeitskrise, sondern in einer Demokratiekrise." finde ich einen wichtigen Satz - mehr Selbstbewusstsein gegen die Kritik derjenigen, die die Glaubwürdigkeit ihrer politischen Gegner pauschal diskreditieren müssen, weil sie in einer demokratischen, faktenbasierten Debatte eben keinen Stich machen würden.

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