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Klima und Wandel

Trotz Corona: Neuer Höchststand bei der Treibhausgas-Konzentration

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerDienstag, 24.11.2020

Trotz Lockdown, Reisebeschränkungen und Grenzschließungen steigen die Emissionen auch 2020 weiter an: Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat in Genf ihr jährliches Treibhaus-Bulletin vorgestellt. Demnach wurde 2019 im globalen Durchschnitt die Marke von 410 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) durchbrochen. Während der Phase der stärksten Corona-Beschränkungen sei der Ausstoß zwar weltweit um bis zu 17 Prozent zurückgegangen, heißt es in dem Bericht. Im Jahresdurchschnitt werde voraussichtlich ein Rückgang zwischen 4,2 und 7,5 Prozent erreicht. Damit wird die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre aber auch 2020 auf einen neuen Rekordwert ansteigen – wenn auch mit leicht verringertem Tempo.

Zu Beginn der Industrialisierung betrug die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre noch 280 ppm. Die Marke von 400 ppm war 2015 erreicht worden, 2018 waren es nach WMO-Messung 407,8 ppm. Die Wissenschaft geht davon aus, dass spätestens bei 450 ppm die globale Durchschnittstemperatur 2 Grad über das Niveau vor der Industrialisierung steigen wird. Treibhausgase haben eine lange Lebensdauer, Kohlendioxid zum Beispiel verbleibt Hunderte von Jahren in der Atmosphäre, bevor es sich dort abgebaut hat. Das bedeutet: Selbst wenn wir jetzt mit radikalem Klimaschutz beginnen würden, die Konzentration im Treibhaus wird trotzdem weiter steigen und zwar so lange, bis die Menschheit klimaneutral lebt. Den größten Teil der Erhitzung, die wir 2050 spüren werden, haben wir daher längst ausgelöst.

Für das Bulletin bestimmten die WMO-Wissenschaftler als entscheidende Größe nicht die Menge an freigesetzten Treibhausgasen, sondern die Menge, die in der Atmosphäre verbleibt. Ein Teil der Emissionen wird von den Meeren und der Biosphäre, also der Gesamtheit aller Ökosysteme auf der Erde, absorbiert. Petteri Taalas, Chef der Weltorganisation für Meteorologie:

Der Rückgang der Emissionen im Zusammenhang mit den Lockdowns ist nur ein kleines Zucken auf der langfristigen Kurve. Wir brauchen aber einen substantiellen Abfall der Kurve.

Trotz Corona: Neuer Höchststand bei der Treibhausgas-Konzentration

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Kommentare 2
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor fast 4 Jahre

    Ich finde den Titel leider nicht glücklich gewählt, weil er suggeriert, dass auch nur eine minimale Wahrscheinlichkeit für das Gegenteil bestanden habe. Dafür aber hätte unsere Emission bei Null liegen müssen, wie du ja auch im Text geschrieben hast.
    Eine Neuigkeit ist es, dass wir immerhin eine etwas geringere Jahr-zu-Jahr-Anstiegsrate verzeichnen könnten. Auf Seite 3 des Bulletins finden wir hierzu eine instruktive Graphik, die zeigt, dass diese in den letzten Jahrzehnten in der Tendenz immer zugenommen (!) hat: von 1,5 bis 2,6 ppm/Jahr, das gibt ca. 0,04 ppm/Jahr². Wenn ich nicht irre, gibt es durch Covid19 einen Zacken nach unten von -0,16 ppm/Jahr, was uns ungefähr auf den Wert von vor 4 Jahren zurückbringt. D.h. wir haben eine kleine Verbesserung in der Wachstumsrate - aber man muss schon ziemlich genau hingucken, um sie zu erkennen. Siehe etwa hier:
    https://sioweb.ucsd.ed...
    https://sioweb.ucsd.ed...

    1. Nick Reimer
      Nick Reimer · vor fast 4 Jahre

      Fachlich völlig korrekt: Ich bleibe trotzdem bei der Überschrift, weil alle so tuen, als ob wir wegen Corona unsere Klimaziele erreichen...

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