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Klima und Wandel

Sommerloch 2022: So können Sie mitreden!

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerSamstag, 30.07.2022

Das Thema des Sommerloches 2022 steht mittlerweile fest: Laufzeitverlängerung! Die deutschen Atomkraftwerke sollen länger laufen, um die Gaskrise zu lösen. Drei AKWs sind in Deutschland noch am Netz, sie müssten Ende 2022 abgeschaltet werden.

Mit ihrer "Stuttgarter Erklärung" fordern Wissenschaftler "den Ausstieg vom Atomausstieg", schreibt die Welt. Freilich sind das solche "Wissenschaftler", die ohnehin nichts vom Klimaschutz und den Erneuerbaren halten: Der Elektroingenieur Harald Schwarz von der brandenburgischen technischen Universität Cottbus zum Beispiel, der schon seit Jahren verbreitet, dass die Versorgungssicherheit durch erneuerbare Energien gefährdet sei und der Kohleausstieg verschoben werden sollte: "Mit einseitiger Ausrichtung auf Sonne, Wind und Erdgas wurde Deutschland in Energienot manövriert", mahnt Schwarz. Die flächendeckende Stromversorgung sei ohne Atomenergie nicht gesichert.

Das ist natürlich Blödsinn, wie der aufgeklärte Leser dieses Kanals weiß: Aus Erdgas wird in Deutschland überwiegend Wärme produziert, nur 12 Prozent des hierzulande eingesetzten Gases landen in Stromkraftwerken. Und diese springen dann ein, wenn es Schwankungen der Wind- oder Solarenergie im Stromnetz gibt. Das macht die Stromversorgung sicher – anders als die AKWs, die nicht flexibel hoch- und runtergefahren werden können und deshalb mit ihrem Grundlaststrom die Stromnetze verstopfen.

Wolfram König, der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, hat in der FAZ am Sonntag beschrieben, warum die AKWs gar nicht länger laufen können. Die Zeit beleuchtet unter der Überschrift "Weiterlaufen lassen oder nicht?" kenntnisreich Einzelaspekte des Themas, so etwa rechtliche. In der taz analysiert der geschätzte Kollege Berward Janzing den Strommarkt: Es gibt in Deutschland viel zu viel Elektrizität, seit Jahresbeginn lag der Exportüberschuss bei mehr als 18 Milliarden Kilowattstunden, der Strom ging vor allem in die Schweiz, nach Österreich, Polen und Frankreich.

Wer diese drei Texte liest, weiß, warum das eine dumme Idee mit den Laufzeitverlängerungen der deutschen AKWs ist – und kann kundig bei jeder Debatte zum Sommerlochthema 2022 mithalten!

PS: Es gibt natürlich eine ganze Reihe anderer Aspekte, die dafür sorgen werden, dass die Laufzeiten NICHT substanziell verlängert werden! Hier geht es um die Kosten, die exorbitant hoch sind, hier geht es um das Gutachten des TÜV Süd, eine Grundlage der Debatte, hier äußert sich ein Konzernchef, der begründet, warum eine Laufzeitverlängerung gar nicht geht, hier geht es um den "Streckbetrieb", Personalfragen und Brennelemente beleuchtet der Verein Deutscher Ingenieure, bislang nicht als Kritiker der Atomkraft bekannt.

Sommerloch 2022: So können Sie mitreden!

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Kommentare 3
  1. Peter Gohge
    Peter Gohge · vor mehr als 2 Jahre

    Wenn wir zu viel Strom haben, warum ist Strom in Deutschland dann so teuer?

    1. Nick Reimer
      Nick Reimer · vor mehr als 2 Jahre

      Jedenfalls ist er dort, wo es viele Atomkraftwerke gibt, fast doppelt so teuer: https://www.nzz.ch/wir...

  2. Berthold Kaufmann
    Berthold Kaufmann · vor mehr als 2 Jahre

    Vielen Dank für die neuerliche Zusammenstellung der Argumente.... für manche Leute muss man es eben mehr als dreimal sagen....

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