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Klima und Wandel

"Grün" sind E-Scooter nicht

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerFreitag, 13.08.2021

E-Scooter. Wenn Sie zu jenen unserer Leserschaft gehören, die in einer Kleinstadt oder auf dem Land leben, kennen Sie das Problem vermutlich nicht: verstopfte Bürgersteige, rücksichtslose (oder überforderte, weil ungeübte) Fahrer, Unfälle, Schrott in Parks oder Flüssen. In der Großstadt, wo der Raum für Fußgänger (und Radfahrer) eh viel zu knapp ist, sind E-Scooter wirklich die Pest!

Angetreten sind die Anbieter von E-Scootern, um den Verkehr klimafreundlicher zu machen und, wie der Anbieter Voi sagt, die Städte von „Lärm, Stress und schmutziger Luft“ zu befreien:

Dank der Roller lassen Autofahrer ihren Wagen auf kurzen Strecken stehen und der Ausstoß klimaschädlicher Abgase sinkt – so die Argumentation. Auf 100 Kilometern stoßen die E-Roller rund 500 Gramm CO2 aus. Bei einem mit Benzin betriebenen Kleinwagen sind es auf der gleichen Strecke etwa elf Kilogramm.

Allerdings ist das eine Milchmädchenrechnung: Zahlen des Umweltbundesamtes zeigen, dass E-Scooter kaum Autos, sondern oft den umweltfreundlicheren Fuß- und Radverkehr ersetzen. Sieben Unternehmen bieten derzeit in Deutschland E-Scooter zum Verleih an, vor allem in großen und mittelgroßen Städten. Neun von ihnen haben sich auf der Plattform „Shared Mobility“ zusammengeschlossen. Sie sind mit aktuell rund 150.000 Fahrzeugen in knapp 80 Städten in Deutschland vertreten. Tendenz steigend. Die schlichte Tatsache, dass die Akku-betriebenen Tretroller keinen Auspuff haben, bedeutet aber nicht, dass sie "emissionsfrei" und "ökofreundlich" sind, wie vielfach behauptet wird. Die tatsächlichen Klimaauswirkungen der Fahrzeuge hängen stark davon ab, wie sie hergestellt werden, was sie ersetzen und wie lange sie überhaupt im Einsatz sind.

Der Deutschlandfunk hat dazu einen sehr empfehlenswerten "Hintergrund" verfasst. Kann man sich auch anhören:

Im August und Oktober 2020 hat die Unfallforschung der Versicherer im Rahmen einer gemeinsamen Studie mit der Technischen Universität Dortmund E-Scooter-Fahrer befragt und beobachtet. Das Ergebnis: Drei Viertel gaben an, zu Freizeitzwecken zu fahren, zwölf Prozent wollten die Scooter einfach mal ausprobieren. Bei knapp 30 Prozent entstand durch die Scooter-Fahrt sogar ein zusätzlicher Weg. Und: 84 Prozent der Nutzer waren Touristen. Kein Wunder also, dass die meisten Scooter an touristisch viel besuchten Orten zu finden sind.

"Grün" sind E-Scooter nicht

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Kommentare 1
  1. Niels Benedikter
    Niels Benedikter · vor 3 Jahren

    Man muss unterscheiden: Leihroller vs. Privatbesitz. Ich sehe immer mehr Menschen, die morgens mit dem eigenen E-Roller zur Arbeit fahren. Da sehe ich wirklich Potential, Autofahrten zu ersetzen. In touristischen Zentren dagegen dürften die Roller vor allem Öffi-Kunden abgraben. Ich glaube, wenn die Roller an fixen Stationen verlässlich verfügbar wären, würden sich eher Leute für den Arbeitsweg darauf verlassen. Wer will schon jeden morgen an einer anderen Ecke den Leihroller suchen, vielleicht auch mal gar keinen finden?

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