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Kurator'in für: Fundstücke Feminismen Liebe, Sex und Wir
Natalie Mayroth is a German-Iranian author who graduated from Ludwig-Maximilian University Munich with a Master in Cultural Studies, Iranian Studies & Sociology. She works in South Asia and Germany for different publications like taz.die tageszeitung, Wochenzeitung, or VICE. In her writings, she focuses on subculture, media, women, and social issues. Natalie is a fellow of the Health Security Grant 2021/22, Development Journalism Grant by EJC with taz 2020, the International Media Fellowship by Press Club of Hannover 2019, Media Ambassadors India-Germany scholarship 2017, and China-Germany 2016.
Flucht man heute eigentlich noch? Oder wurde das größtenteils durch (wüste) Beschimpfungen ersetzt? Ich erinnere mich zumindest, in meiner Kindheit so einiges an Flüchen von Erwachsenen gehört zu haben... Das Interview mit dem niederbayerischen Schimpfwortforscher Reinhold Aman, Autor des Bayrisch-Österreichisches Schimpfwörterbuch, der mittlerweile verstorben ist, bringt etwas Licht ins Dunkel und auch in meine Erinnerungen. „Kruzifix Sakrament Hallelujah, Kruzifix" kommt mir dann doch sehr bekannt vor (ich komme aus Bayern). Doch woher kommt es, das Fluchen?
Flüche und Beschimpfungen gibt es, seitdem es Menschen gibt. Wir haben natürlich keine schriftlichen Belege, wie die Neandertaler vor 100.000 Jahren schimpften. Das erste mir bekannte Schimpfwort ist »Hund«, das in einem Gedicht in der altindischen Rigveda vorkommt, die vor rund 3.000 Jahren entstanden ist. Ungefähr ebenso alt sind ägyptische Flüche, da wurde zum Beispiel gedroht: »Ein Esel soll dich vögeln!« Diese Beschimpfung wird noch heute in arabischsprachigen Ländern benutzt.
Aman untersuchte die Schimpfkultur (Malediktologie). Es gibt aber auch andere Forscher wie Maximilian Oettinger, die sich auf die Fluchpraxis in der christlichen und jüdische Religion spezialisiert haben. Oettinger stellt heraus, dass der Fluch eine Strafe sein soll. Auch Aman rezitiert gleich zu Beginn des Interviews einen alten jiddischen Fluch, der viel mehr an eine Metapher erinnert als zunächst an eine Beleidigung: »Drei Schiffsladungen voll Gold sollst du erben, aber es soll dir nicht reichen, um deine Arztrechnungen zu begleichen!« Und ergänzt später:
Von den vielen Völkern und Gruppen, die ich in den letzten 45 Jahren untersucht habe, sind die osteuropäischen Juden Weltmeister im Fluchen. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens wurden sie jahrtausendelang verfolgt und hatten im Gegensatz zu den heutigen Israelis keine Waffen, um sich zu verteidigen, deshalb haben sie Wörter als Waffe benutzt. Zweitens kann Jiddisch seine verbale Munition aus drei Sprachgruppen schöpfen: aus dem Deutschen, den slawischen Sprachen und dem Hebräisch-Aramäischen. Dazu kommt viel Intelligenz und Scharfsinn.
... aber auch über den psychologischen Aspekt: Wir ärgern uns und der Ärger muss raus. Was für mich aber kein Grund ist, dass nach Aman am häufigsten die „Mutter des Gegners / Gegnerin beleidigt, dann seine Schwester, dann der Vater und verstorbene Familienmitglieder daran glauben müssen. Immerhin: „Im Deutschen sind Mutter-Beleidigungen unbekannt, es gibt sie höchstens vielleicht indirekt, »Hurensohn«. Dagegen sind sie im Russischen, Italienischen und Spanischen gang und gäbe." Wer mehr über Flüche wissen will, einfach weiterlesen. Persönlich würde mich noch die Sichtweise einer Sprachforscherin interessieren, die den Hang zu sexistischen Beleidigungen auseinandernimmt.
Quelle: Max Fellmann Interviewt Reinhold Aman sz-magazin.sueddeutsche.de
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fluchen statt beschimpfen bzw. umgekehrt - interessante Unterscheidung
Danke!
"Ich lasse dich durch meinen Hund verachten!"
Diesen Spruch von Marcus Opa im Kommentar merke ich mir.
"Besser einander beschimpfen als einander beschießen", soll Winston Churchill gesagt haben.
Begann damit die "Zivilisation"?
.... und der jüdische Witz erst mal. Wäre auch eine Untersuchung wert.
wunderbar...
mein Großvater pflegte in Erregung zu sagen "ich lasse dich durch meinen Hund verachten!"