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Zeit und Geschichte

UnVergessen: Louise Schroeder, Berlins erste Bürgermeisterin

Michaela Maria Müller
Autorin
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Michaela Maria MüllerDienstag, 19.10.2021

In der Reihe "UnVergessen" stellen wir Menschen vor, von denen wir der Ansicht sind, dass es sich lohnt, mehr zu erfahren.

Auch wenn das Chaos und der Vertrauensverlust nach der Wahl in Berlin noch längst nicht aufgearbeitet sind, wird die nächste Bürgermeisterin mit großer Wahrscheinlichkeit eine Frau sein, derzeit vermutlich die Kandidatin der SPD, Franziska Giffey.

In der Nachkriegszeit gab es schon einmal eine Frau als Amtsinhaberin: Louise Schroeder (1887-1957). Geboren wurde sie in Hamburg als Tochter einer Gemüsehändlerin und eines Bauarbeiters. Sie lernt erst den Beruf der Stenotypistin, ist berufstätig und tritt nach dem Ersten Weltkrieg in die SPD ein.

Sie wird ins erste Parlament der Weimarer Republik gewählt, als eine von 37 Frauen. Bis 1933 setzt sie sich dort für soziale Gerechtigkeit ein, arbeitet am ersten Mutterschutzgesetz mit und ist Mitgründerin der Arbeiterwohlfahrt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten muss sie nach Hamburg zurückkehren, wird arbeitslos und eröffnet deshalb kurzerhand eine Bäckerei.

Nach Kriegsende kehrt sie zurück nach Berlin und prägt die Nachkriegsjahre der Stadt. Als die sowjetische Besatzungsmacht Ernst Reuter als Oberbürgermeister ablehnt, übernimmt sie das Amt und ist über alle politischen Lager hinweg beliebt.

Sie bringt als Bürgermeisterin den Westsektor, der von Juni 1948 bis September 1949 durch die Berliner Blockade abgeschottet ist, durch diese Zeit. Vermutlich gibt es keine Aufzeichnung davon, aber nach dem Ende der Blockade versammelten sich tausende Menschen vor dem Reichstag und feierten „Königin Louise“. Anschließend wird Schroeder Parlamentarierin in Bonn und sogar als Kanzlerkandidatin und Bundespräsidentin gehandelt.

In diesem Podcast aus der Reihe "Clever Girls" – eine wirklich ausgezeichnet kuratierte Reihe – sind ab Minute 14 einige der wenigen O-Töne von Louise Schroeder zu hören. Sie stammen von dem Festakt 1957, als sie von Otto Suhr als erste Frau zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt wird.

In dem Podcast sprechen außerdem die Politikerinnen Carola von Braun (FDP) und Anne Helm (DIE LNKE) über ihr politisches Erbe, aber auch, was es bedeutet, heute in männerdominierten Gremien und in der Kommunalpolitik zu arbeiten. 

Nach Louise Schroeder sind heute Schulen benannt, 1998 wurde die Louise-Schroeder-Medaille des Abgeordnetenhauses von Berlin gestiftet, aber eine ausführliche Biografie in Buchform gibt es noch nicht, abgesehen von der Arbeit der Historikerin Claudia von Gélieu.

Zu empfehlen sind außerdem die Beiträge im Tagesspiegel  und des Stadtmuseums Berlin.

UnVergessen: Louise Schroeder, Berlins erste Bürgermeisterin

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Kommentare 2
  1. rüdiger dehnen
    rüdiger dehnen · vor 3 Jahren

    Liebe Piqd-Redaktion, ich bin immer wieder begeistert von euch! Danke!

    1. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor 3 Jahren

      Danke, das freut uns sehr zu lesen!

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