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Zeit und Geschichte

"Stadt ohne Juden": Wie eine Dystopie Wirklichkeit wurde

Michaela Maria Müller
Autorin
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Michaela Maria MüllerMittwoch, 18.04.2018

Der österreichische Schriftsteller Hugo Bettauer veröffentlichte 1922 den Roman „Stadt ohne Juden“. Er nahm darin vorweg, was später Wirklichkeit werden sollte: die Vernichtung der europäischen Juden. Das Buch wurde ein Bestseller und 250.000 Mal verkauft.

1924 wurde der Roman von Hans Karl Breslauer mit Hans Moser in einer Hauptrolle verfilmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Film verschollen. Vor einigen Jahren nun tauchte auf einem Pariser Flohmarkt eine Kopie des Films auf. Das Filmarchiv Austria restaurierte das Material, auch durch ein Crowdfunding finanziert.

„Er liefert Bilder, die bedrückend sind aus dem Wissen heraus, was tatsächlich möglich war. Dass Wien tatsächlich zur Stadt ohne Juden wurde und dass dies auf mörderische Weise passiert ist“, sagt der Leiter des Filmarchivs Nikolaus Wostry. 

In dem Stück, das ich gepiqt habe, arbeiten die Autoren des ORF nun die Geschichte der Beteiligten, des Buches, Films und seine Rezeptionsgeschichte auf.

„Im christlich-sozialen und vor allem im rechtsextremen Lager schlug die Empörung rasch in Gewalt um. Mehrere Vorstellungen wurden von Nationalsozialisten gestört, die Besucher angriffen und Rauchbomben in den Kinosälen zündeten.“

Darüber hinaus polarisierte Hugo Betthauer als Aktivist. Er setzte sich für die Entkriminalisierung der Abtreibung, ein modernes Scheidungsrecht und für die Rechte Homosexueller ein. Er war der Herausgeber des Magazins "Er und Sie. Wochenschrift für Lebenskultur und Erotik". Er schrieb: „Was zwei erwachsene Menschen einvernehmlich und privat miteinander tun, geht keine Behörde etwas an.“ Betthauer wurde wegen Pornografie und Kuppelei angeklagt - und freigesprochen. Dann, ein Jahr später, am 10. März 1925 wurde Bettauer in seinem Büro von dem arbeitslosen Zahntechniker Otto Rothstock erschossen.

"Stadt ohne Juden": Wie eine Dystopie Wirklichkeit wurde

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