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Zeit und Geschichte

Russland will Menschenrechtsorganisation "Memorial" auflösen

Michaela Maria Müller
Autorin
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Michaela Maria MüllerMittwoch, 17.11.2021

Mit Memorial und Aktion Sühnezeichen ging ich vor fast 20 Jahren einen Sommer lang in die Stadt Perm im Ural. Es war ein Austauschprogramm, in dem wir, junge Menschen aus Russland und Deutschland, die Aufgabe hatten, Wohnungen von ehemaligen Verfolgten des stalinistischen Terrors zu renovieren.

Wir haben viel miteinander und voneinander gelernt und natürlich entstanden auch Freundschaften, anfängliche Sprachbarrieren hin oder her. Wir besuchten gemeinsam die Gedenkstätte des einzigen noch vollständig erhaltenen Arbeitslagers Perm-36 aus der Zeit des stalinistischen Terrors. (Über eine sehenswerte Fotodokumentation habe ich hier schon einmal geschrieben.) 

Geschichte kann man aus Büchern lernen – oder so. Aber sie muss immer wieder neu in einem offenen Diskurs verstanden werden. Damit soll jetzt Schluss sein.

Schon lange werden "Memorial" und seine Mitarbeiter*innen unter Druck gesetzt und sind Repressionen ausgesetzt; ihre Geschichts- und Bildungsarbeit wird diskreditiert, dabei hat sie auch und besonders im europäischen Kontext Maßstäbe gesetzt, um nur noch ein Beispiel zu nennen, etwa bei der Aufarbeitung des stalinistischen Massakers, das Anfang April bis Mitte Mai 1940 an über 4.400 polnischen Offizieren und Inhaftierten in Katyn verübt wurde.

Doch diese Erinnerung passt nicht in das Geschichtsbild, das jetzt vom Staat monopolisiert werden soll, "Staatsterror hat keinen Platz mehr in der Glanzgeschichte", kommentiert Inna Hartwich in der taz über die nunmehr drohende Liquidierung von Memorial.

Kommende Woche, am 25. November 2021, soll am Obersten Gerichtshof in Moskau darüber verhandelt werden, ob die angesehenste Menschenrechtsorganisation Russlands aufgelöst werden soll.

Ein ausführlicher Beitrag des Russland-Korrespondenten Friedrich Schmidt findet sich auch in der FAZ

In einem offenen Brief protestieren Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen in Deutschland gegen die drohende Auflösung.

Russland will Menschenrechtsorganisation "Memorial" auflösen

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