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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Fundstücke
Michaela Müller, in Dachau geboren, studierte Politikwissenschaften, Zeitgeschichte und Geschichte Asiens in Berlin. Sie schreibt über Menschenrechte, Migration und Ostafrika. Aufenthalte in Kenia, New York, Paris, Somalia und Somaliland. Bücher/Essays: Vor Lampedusa (2015), Auf See. Die Geschichte von Ayan und Samir (2016). Für piqd wählt sie Texte über die Geschichte des Holocaust, Arbeitergeschichte, Migration und Mentalitätsgeschichte aus.
Das Containerschiff "Ever Given" blockiert seit gestern den Suezkanal; die Ursache der Havarie ist noch nicht geklärt. Inzwischen stauen sich hunderte Containerschiffe zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer.
Die Auswirkungen werden bald zu spüren sein, denn die Lieferketten in den eng getakteten Produktionsprozessen sind nun unterbrochen.
Über 50 Schiffe passieren jeden Tag die 193 Kilometer lange Wasserstraße, die eine der wichtigsten für den Welthandel ist. Sie ist eine Abkürzung und ein Nadelöhr zugleich.
Eröffnet wurde der Kanal am 17. November 1869. Bauprojekte, beiden Meere zu verbinden gab es schon im alten Ägypten. Sie wurden jedoch immer wieder aufgegeben und noch im 18. Jahrhundert kamen Ingenieure zu dem Schluss, dass der Kanal nicht realisierbar sei, weil der Wasserspiegel des Roten Meeres 9,9 Meter höher als der des Mittelmeeres ist.
1859 wird dann mit dem Bau des heutigen Kanals begonnen, die Bauarbeiten dauern rund zehn Jahre:
Die wenigen «Baumaschinen» haben zusammengerechnet nur die Kraft von 22 000 Pferdestärken. Muskelkraft ist gefragt. Weil Lesseps nicht genügend Arbeiter findet, greift er Anfang 1862 auf die in Ägypten althergebrachte und immer noch praktizierte Corvée zurück, eine Art Frondienst, bei der die Arbeiter zwar zwangsverpflichtet sind, aber bezahlt werden. Es herrschen «höllische» Arbeitsbedingungen. Die Hitze, Krankheiten und der Wüstensand erschweren die Arbeiten.
Das Trinkwasser gelangt über den neu gebauten Süsswasserkanal ins Baugebiet. Für die Feinverteilung sind bis 1600 Kamele im Einsatz. Nach neun Jahren, kurz vor Vollendung, geht der Gesellschaft das Geld aus; 85 Millionen Francs fehlen. Dank einer weltweiten Anleihe kann der Bau fortgeführt werden.
Der Suezkanal war seitdem schon oft umkämpft, besonders während der Suezkrise ab 1952, die sich zu einem internationalen Konflikt auswuchs, nachdem in Ägypten Gamal Abdel Nasser an die Macht gekommen war.
Auf der Seite "Vesselfinder" kann man die Lage nach der Havarie der "Ever Given" live verfolgen. Alle Schiffe senden im Minutentakt ihre Position. Manche haben bereits gedreht und fahren die 7.000 Kilometer weitere Strecke über das Kap der Guten Hoffnung.
Quelle: Hans Reis Bild: Liszt Collection ... www.nzz.ch
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Das mit der "Ever Given" und dem Suezkanal ist aus meiner ehemals seemännischen Sicht natürlich sehr interessant und es gibt schon viele Berichte und Meinungen, was das alles so kosten wird, z.B. hier: https://www.fleetmon.c...
Eine Bemerkung, auch wenn das vielleicht als besserwisserisch rüberkommt, kann ich mir allerdings nicht verkneifen, da mich das in der Berichterstattung über Schiffsunglücke schon immer aufregt: Wenn ein Schiff Öl verliert, ist es noch lange kein Tanker, auch wenn die Berichterstattung das so feststellt. Und in diesem Fall sind natürlich nicht alle wartenden Schiffe Containerschiffe. Wie in dem verlinkten Artikel oben handelt es sich um Massengutschiffe, Tanker und natürlich auch Containerschiffe verschiedenster Größen. Und erstmal auch nicht hunderte Schiffe, sonder knapp unter 200, die sich jetzt aber vermutlich schnell anstauen werden.
Ach ja, und durch den Suezkanal sparen Schiffe circa 4.700 Seemeilen für die Strecke nach Rotterdam, was ungefähr 8.700 km entspricht. Viel entscheidender als reine Strecke ist die Zeitersparnis. Einmal um das Kap der guten Hoffnung kostet mit diesem Schiff circa 8 Tage extra.