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Falsche Berichterstattung und irreführende Werbung über gesundmachende Therapien und Produkte können lebensbedrohliche Folgen haben:
Wenn Meldungen über „Wundermittel“ im Netz gestreut werden, die angeblich gegen Diabetes, Infektionen oder Rheuma helfen, aber die bestellten Ampullen in Wirklichkeit nur Kochsalzlösung enthalten.
Wenn Krebs-Therapien ohne Beweise für ihre Wirksamkeit in den sozialen Medien gefeiert werden, und das Vertrauen in tatsächlich hilfreiche Therapien untergraben wird.
Wenn Kindern ein ätzendes Chlordioxidgemisch verabreicht wird, weil in einer Elterngruppe stand, dies helfe gegen Autismus – dann sind Fakenews eine Gefahr für die Gesundheit.
Das Team von MedWatch wird das Netz nach gefährlichen und unseriösen Heilsversprechen scannen. Einen Schwerpunkt werden Recherchen aus der Grauzone des Netzes bilden, in der vermeintliche Heiler ihre Wunder anbieten. Wir berichten und klären auf.
In der schieren Masse täglicher Informationen zu Gesundheit, neuen Arzneimitteln und Therapien wird es dabei immer schwerer, verlässliche Inhalte zu erkennen, gesundheitspolitische Entwicklungen zu verstehen oder sich als Patient die richtigen Anregungen und Hilfen zu holen. Das wollen wir ändern. Mit tagesaktuellen Nachrichten, Interviews und Reportagen.
Dieser piq braucht eine kurze Vorrede: Mit Beginn des schrecklichen Krieges gegen die Ukraine hat die Redaktion von MedWatch begonnen, für Geflohene in Deutschland gute Gesundheitsinformationen zur Verfügung zu stellen.
Schnell entstand eine ganze Redaktion, die Basis-Texte schrieb und sich intensiv mit Mitarber:innen in Ankunftsstellen, Ersthelfer:innen und Ukrainner:innen in Deutschland austauschte. Wir landeten in Info-Listen auf telegram und irgendwo sonst. Schnell erhielten wir Anfragen per Mail von Menschen auf der Flucht, an manchen Tagen bis zu dreißig Stück. Es waren und sind meist kurze Zeilen auf Ukrainisch oder Russisch. Sie stammen vor allem von Frauen. Sie sind mit ihren Kindern auf der Flucht, sie sitzen nicht selten noch in einem Bus oder im Zug mit Fahrtrichtung Berlin oder München. Oder Hamburg.
Sie haben Angst, sie möchten wissen, wohin sie sich wenden können. Sie sind schwanger und brauchen einen Gynäkologen. Andere haben Diabetes oder die Mutter Krebs. Wo sollen sie hingehen? Wo können sie ihre Therapie fortsetzen? Wo können sie das Kind hinbringen, es hat einen Herzfehler?
Es waren und sind drastische Szenen, die sie erleben, wir versuchen mit Informationen und Adressen zu helfen. Unterstützung kommt etwa von der Deutschen Krebsgesellschaft oder dem Krebsinformationsdienst, von Vereinen, die sich für die Geflohenen einsetzen. Von vielen selbstlosen Freiwilligen, die uns mit ihrer Übersetzungsleistung unterstützen.
Jetzt, nach so vielen Wochen hat sich etwas geändert. Zunehmend kommen Anfragen von Menschen, die in Deutschland sind – und am System scheitern. Sie müssen sich viele Male bei verschiedenen Ämtern anmelden. Krankenkassen schicken mehrseitige Bögen, die ausgefüllt werden müssen – auf Deutsch. Und die Geflohenen sind nicht selten in einem kleinen Dorf gelandet, wo sie Stunden brauchen, um in die Stadt zu gelangen, in der sie in beschränkten Zeitfenstern Auskunft erhalten können. Und überhaupt – dieses Wirrwarr aus Bescheinigungen und Formularen!
Wer krank ist, möchte vor allem eine Person sprechen – einen Arzt oder eine Ärztin, und zwar auf direktem Weg. Doch Geflüchteten bleibt das oft verwehrt.
Versteht es nicht falsch: Es ist viel für die Menschen getan worden, die aus der Ukraine nach Deutschland gekommen sind. Aber in der Gesundheitsversorgung berührt die aktuelle Situation einen Punkt, an dem schon länger etwas ganz gehörig falsch läuft. Die Sachen mit der elektronischen Gesundheitskarte.
Die bleibt Geflüchteten oft verwehrt. Die Hälfte der deutschen Bundesländer verweigert ihnen in den ersten Monaten ihres Aufenthalts eine elektronische Gesundheitskarte.
In Anbetracht des Leids, das Geflüchtete erlebt haben, fordern Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen sowie Ärzteverbände bis hin zur Bundesärztekammer seit Jahren die flächendeckende Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Erst Ende Mai 2022 sprach sich der 126. Deutsche Ärztetag für eine rasche Zuteilung von eGK an alle Geflüchteten aus.
De facto existiert innerhalb der Bundesländer somit ein Flickenteppich unterschiedlicher kommunaler Regelungen. Entweder haben Geflohene Glück und landen in einer juristisch kompetenten Arztpraxis einer liberalen Kommune meist linksgeführter Länder – oder eben nicht. Der Zufall entscheidet weiterhin über ihre Gesundheit.
MedWatch-Autor Henrik Müller hat sich eingehend mit dem Thema auseinandergesetzt. Lest hier seinen ganzen Bericht:
Quelle: Henrik Müller / MedWatch Bild: Marie Eickhoff / ... medwatch.de
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