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Vergessene Risikogruppe: Das Corona-Virus und die Roma

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckSonntag, 22.03.2020

Roma, die größte europäische Minderheit, leben vor allem in mittel- und südosteuropäischen Ländern und dort überwiegend in ghettoartigen Siedlungen, meistens ohne fließendes Wasser, Badezimmer, Toiletten mit Spülung und Kanalisation, meistens in Familien mit vielen Personen und Angehörigen von drei oder vier Generationen auf engstem Raum. Fast niemand von ihnen hat einen festen Arbeitsplatz, sie sind abhängig von Sozialhilfe und von Tagelöhnerarbeiten, für die sie mobil sein müssen. In Zeiten einer Pandemie sind sie daher eine nahezu perfekte Risikogruppe. Das ist vor Ort allgemein bekannt, dennoch gibt es in keinem einzigen osteuropäischen Land einen kohärenten Plan, wie man Roma vor der Corona-Epidemie schützen könnte, noch gab es bisher in irgendeinem Land flächendeckende Notmaßnahmen zur Verbesserung der Hygienesituation in Roma-Siedlungen. Stattdessen heizt die Furcht vor der Ausbreitung der Epidemie unter armen Roma die rassistischen Vorurteile an. Zum Teil erwägen Regierungen und Behörden den Einsatz von Militär, um Roma-Siedlungen abzuriegeln, zum Teil hat man in einigen Ländern wie Bulgarien bereits zusätzlich zu allgemeinen Einschränkungen Sondermaßnahmen für solche Roma-Siedlungen eingeführt. Bernard Rorke vom European Roma Rights Center (ERRC) hat für das Portal EU Observer zu diesem Thema einen analytischen Meinungsbeitrag verfasst. Er schreibt:

Selbst in den besten Zeiten ist Ungleichheit ein Killer, dessen schlimmer Tribut in den Unterschieden bei Kindersterblichkeit, chronischen Krankheiten und der Lebenserwartung von Roma und Nicht-Roma sichtbar wird. In dieser schlimmsten aller Zeiten kann man nur hoffen, dass die Jahrzehnte vorsätzlicher rassistischer Vernachlässigung, die viele Roma in abgetrennte Slums und Barackensiedlungen ohne Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Versorgung verbannten, in den kommenden Wochen und Monaten nicht zu einer Katastrophe führen werden.

Vergessene Risikogruppe: Das Corona-Virus und die Roma

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