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geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
Der erfolgreiche Aufstieg so genannter rechts- oder linkspopulistischer Politiker in osteuropäischen Ländern wurde in den meisten westlichen Medien lange Zeit als Bedrohungsszenario lediglich beschrieben. Seit einiger Zeit begeben sich manche Medien verstärkt auf Ursachen- und Spurensuche und fragen zugleich, ob der Westen am Osten nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen etwas nicht verstanden hat und wenn ja, was - eine Suche, die auch mit dem Aufstieg der AfD in einigen Teilen Ostdeutschlands zu tun hat. In diesem Sinne hat der SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe ein langes Interview mit dem bulgarischen Politologen Ivan Krastev geführt, in Deutschland inzwischen bekannt durch seinen Essay "Europadämmerung". Krastev, Mitbegründer des Sofioter "Zentrums für liberale Strategien", ist als klassischer liberaler osteuropäischer Intellektueller einer der eher wenigen, die konsequent versuchen, das Lebensgefühl von Millionen "einfacher" osteuropäischer Menschen nach 1989/91 zu verstehen. Kurz und sehr grob gesagt, sieht Krastev in der Entwicklung in manchen osteuropäischen Ländern spezifische Revolten gegen den Universalismus und gegen die Imitation des liberalen westlichen Wirtschafts- und Demokratiemodells. Auch wenn ich persönlich nicht in allem mit Krastev übereinstimme, so sind die Gedanken dieses wunderbar klugen Denkers doch jedes Mal, so auch in diesem Gespräch, mit großem Gewinn zu lesen. Ironischer- und vielleicht auch unfreiwilligerweise leitet der Autor des Gesprächs dasselbe mit dem Satz ein:
Politologe aus Bulgarien, das klingt wie Schnaps aus Mazedonien.
Auch das ist es, worum es Krastev geht. Und er sagt an einer Stelle:
Populismus macht mir Angst, natürlich. Aber wissen Sie, was meine zweitgrößte Sorge ist? Die antipopulistische Rhetorik.
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Stark! V.a. das hier:
SPIEGEL: Sie klingen manchmal wie ein Populistenversteher.
Krastev: Populismus macht mir Angst, natürlich. Aber wissen Sie, was meine zweitgrößte Sorge ist? Die antipopulistische Rhetorik.
SPIEGEL: Warum?
Krastev: Weil diese Rhetorik den perfekten Feind konstruiert, um den Status quo zu legitimieren, in einem Moment, da der Status quo sich verändert und auch verändern sollte. Je mehr man diesen Leuten unterstellt, sie seien Faschisten, desto mehr werden sie es auch. Diese Leute haben keine Identität, sie haben keine gemeinsame politische Ideologie. Wie jeder Mensch sind sie voller Widersprüche. Sagt man ihnen immer wieder, wer sie sind, dann erschafft man damit eine Identität, die sie annehmen werden. Sie wissen nicht, wer sie sind, und werden zu dem, was die anderen schon immer von ihnen dachten. Und das würde wirklich alles verändern.