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Quelle: Luzius Keller "Proust 1913"
Jochen Schmidt zählte 1999 zu den Mitbegründern der Berliner Lesebühne "Chaussee der Enthusiasten", bei der er bis 2017 wöchentlich auftrat und neue Texte las. Er veröffentlichte Erzählungen ("Triumphgemüse", "Seine großen Erfolge", "Meine wichtigsten Körperfunktionen", "Weltall. Erde. Mensch", "Der Wächter von Pankow"), Romane ("Müller haut uns raus", "Schneckenmühle", "Zuckersand"), Reiseliteratur ("Gebrauchsanweisung für die Bretagne", "Gebrauchsanweisung für Rumänien", "Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland"), eine "Gebrauchsanweisung fürs Laufen" und "Schmidt liest Proust", das Tagebuch eines Lektürejahrs. Mit der Künstlerin Line Hoven arbeitete er für "Dudenbrooks", "Schmythologie" und "Paargespräche" zusammen. Gemeinsam mit David Wagner schrieb er die deutsch-deutsche Kindheitserkundung "Drüben und drüben". Zuletzt erschien der Roman "Ein Auftrag für Otto Kwant".
Ich bin zu müde und krank, wirklich zu krank, um diese Rezension zu schreiben, würde Proust schreiben – wie er in vielen Briefen geschrieben hat, daß er zum Schreiben dieses Briefs zu krank sei. Faszinierende Bücher über Proust müssen nicht so umfangreich sein wie sein großer Roman, das beweist "Proust 1913" von Luzius Keller (der ihn auch übersetzt hat). In dem schmalen, großartig bebilderten Bändchen wird ein Jahr im Leben von Proust besichtigt, das Jahr, in dem er den ersten Band der "Recherche" publiziert hat. Parallel zu "Schwellentexten der Moderne", wie Apollinaires "Alcools" oder der "Prose du Transsibérien" von Cendrars, und im selben Jahr, in dem "Le Sacre du printemps" mit den Ballets russes Premiere hatte (was alles bei ihm keine Spuren hinterläßt). Proust konnte abends im Bett Konzerte am Théâtrophone verfolgen, einer Telefonleitung zu Pariser Konzerten und Opernaufführungen, die man live mithören konnte. Wir lesen fasziniert, wie sein Buch fast überall abgelehnt wurde und begeistern uns daran, wie selbstverständlich er versucht, Redakteure mit teuren Geschenken zu bestechen, und daß er auf Kritiken sofort schriftlich beim Rezensenten mit Rechtfertigungen reagiert und auch gelegentlich lügt. Schließlich finanziert er den Druck des ersten Bands bei Grasset selbst, es war sozusagen ein Book on Demand. Dadurch konnte er auch fünf Läufe (!) der Druckfahnen durcharbeiten (wie herrlich, wenn man das auch dürfte, und ehrlich gesagt hatte ich mir Schreiben auch immer so vorgestellt. Bei uns steht aber eine Klausel im Vertrag, daß wir die Mehrkosten übernehmen, wenn wir bei der Fahnendurchsicht mehr als 10% am Manuskript ändern). Der Flickenteppich seiner wild korrigierten, zerschnittenen, neu zusammengeklebten, auch mal versengten Manuskripte, das können Spezialisten wie Keller deuten, die nicht nur sein Werk kennen, sondern auch die vielen Vorstufen und Versionen. Bis zum letzten Moment standen die heute berühmten Titel nicht fest, nicht einmal die Namen einiger Hauptfiguren und Orte, deren Entwicklung hin zu den Namen, die wir kennen, sich wie ein mühsames Suchen anfühlt (Querqueville, Cricqebec, Bricqebec zu Balbec oder Berget, Vington, Vindeuil zu Vinteuil). Ja, nicht einmal der berühmte erste Satz stand bis zum letzten Moment wirklich fest, immer wieder wurde er verändert. Das Jahr bringt auch Prousts unglückliche Liebe zu seinem Chauffeur (der vor ihm flieht und mit dem Flugzeug, das Proust ihm gekauft hat, tödlich verunglückt), die den Roman in den nächsten Jahren um die Albertine-Episode, also um einige Bände bereichern wird. Schließlich kommt 1913 auch die Anstellung von Céleste Albaret in Prousts Haushalt, die ihn in seinen letzten Lebensjahren umsorgen und am Leben halten wird. Wie gerne würde ich dieses anregende, begeisternde Buch noch viel ausführlicher anpreisen, wenn ich nicht viel zu müde und geschwächt dazu wäre, wirklich müde und wirklich geschwächt.
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