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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke Medien und Gesellschaft
Freier Journalist in Hamburg. Liebste Arbeit: Interviews führen; übelste Arbeit: Interviews abtippen.
Flohwalzer-Virtuose. Erste selbstgekaufte Kassette: Roxette - "Tourism". Krautrock, afrikanischer Blues und Souljazz waren da noch fern. Schätzt "Handgemachte Musik", und hört natürlich trotzdem HipHop, Dub und Ambient.
Brad Mehldau spielt seit Jahrzehnten immer wieder wunderschöne, höchst eigenständige Versionen von Beatles-Songs, darunter "Blackbird" und "And I Love Her", von dem es unglaubliche Live-Aufnahmen gibt.
Wissenswert dabei: Der US-Amerikaner mit Wohnsitz Amsterdam ist nicht irgendein Neoklassik-Langweiler, sondern einer der einflussreichsten Jazzpianisten der Welt, ein Grammy-Preisträger und obendrein ein Bach-Interpret. Und er war der erste, der die Pop-Musik, die nach den Beatles kam, in das Repertoire des Jazz überführt hat.
Für sein neues Album hat er sich erneut den Fab Four gewidmet, mit einer Songauswahl, die ein Barpiano-Entertainer wohl eher nicht vorgenommen hätte: "Golden Slumbers", "Maxwell's Silver Hammer", "Baby’s in Black" (als Gospel!); Songs mit seltsamen Harmonien wie "I am the Walrus".
Im ausgeruhten NPR-Interview spricht er über die Eigenarten dieser Songs und führt seine Spieltechnik vor. Auch ein Thema: Mehldaus einmalig offenherzige Biografie. "Formation" ist ein Buch, das ich teils mit offenem Mund gelesen habe, so detailliert und ungefiltert spricht er über Drogen und sexuelle Erlebnisse.
Mehldau fühlte sich immer wie ein Outsider, wurde gehänselt, beinahe von seinem Schulleiter missbraucht, haderte mit seiner Bisexualität, flüchtete sich in Alkohol und Drogen, drei enge Freunde starben an einer Heroin-Überdosis. Mehldau zeigt sich als Thomas-Mann- und Prog-Rock-Nerd, aber natürlich gehts auch um Jazz: Er spricht über die Herzlichkeit, die er nach seinen traumatischen Highschool-Jahren in der New Yorker Szene erlebte.
Das Buch erscheint im März, bei NPR hat er schon jetzt darüber gesprochen. Amüsant: Der Pianist beschreibt detailliert, wie er seit 15 Jahren alle Flügel, auf denen weltweit spielt, auf einer Skala von null bis vier bewertet. Null bedeutet: "never ever play this thing again."
Quelle: SAM BRIGER Bild: NPR EN www.npr.org
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