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Pop und Kultur

ARD Retro – Bilder und Töne aus der jungen Bundesrepublik

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
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Jan PaerschMontag, 07.11.2022

Belanglos war es zuweilen, wenn der deutsche Rundfunk Stars interviewte. Ende 1955 ist Louis (kein stimmloses S!) Armstrong in Berlin, und der Reporter fragt ihn nach Urlaub und Tourstationen. Amüsant immerhin: der große Trompeter zählt detailliert auf, wie er seine Blähungen behoben hat.

Nachzuhören sind solche und Tausende andere Archivbeiträge aus den 1940er- bis 1960er-Jahren bei der neuen Plattform ARD Retro. In der Audiothek finden sich Gespräche mit Personen wie Willy Brandt und Erich Kästner, dazu klassische Radio-Features und die Reihe "Aus der Residenz des Rechts".

True-Crime in den Fünfzigern! Eine Schülerin gesteht, dass sie ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Erdkundelehrer hat. Expliziter als "sie fielen einander ohne Weiteres in die Arme" wird es leider nicht, immerhin erfahren wir: die Affäre wurde von der Mutter gebilligt, die Likör servierte und das Paar alleine ließ.

Die rechtlichen Hürden waren groß, deshalb sind bislang nur Dokumente aus der Zeit vor 1966 verfügbar. Ab 1960 wurde das Fernsehen in Deutschland präsenter. Schon länger gibt es bei ARD Retro Fernsehbeiträge, so über den Hamburger Hafen oder Loriot (leider eher zäh).

Zensiert werde nichts, betont Jörg Wehling, Leiter der Deutschlandradio-Archive, in einem ausführlichen DLF-Feature zum Thema. So ist in den archivalischen O-Tönen auch das N-Wort zu hören.

Faszinierend cool, der Auftritt von Fritz Lang. Wie langsam er redet (zugegeben: ich habe es in 1,5-facher Geschwindigkeit geschaut)! Der berühmte Regisseur erzählt 1965, wie er kurz vor seiner Emigration 1933 in Berlin Zeuge wurde, wie ein rechter Mob einen Laden plünderte.

ARD Retro – Bilder und Töne aus der jungen Bundesrepublik

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