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Fundstücke

Blut an den Tatzen des Pandas

Felix Schwenzel
Internetadept

Ich schreibe seit 1995 gern ins Internet.

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Felix SchwenzelMittwoch, 06.03.2019

Dass der WWF noch so etwas wie einen guten Ruf hat, grenzt an ein Wunder. Der gute Ruf kann natürlich auch mit dem flauschig-sympathischen Panda-Logo zusammenhängen: Wer sowas als Logo hat und eindrücklich genug behauptet, nur Gutes zu tun, kommt offenbar mit allem durch.

Alle paar Jahre tauchen Presseberichte, Schwarzbücher oder Reportagen auf, die zeigen, wie weit Anspruch und Realität beim WWF auseinander liegen. Vor sieben Jahren sendete die ARD zum Beispiel einen Dokumentarfilm (Kopie auf Vimeo) von Wilfried Huismann über „die zweifelhaften Praktiken und den Einfluss von verschiedenen Interessengruppen auf die weltgrößte Naturschutzorganisation“ (Wikipedia-Artikel dazu). Kurz danach brachte Huismann das „Schwarzbuch WWF“ raus, das die SZ hier 2012 zusammenfasste.

[Huismann] beschreibt die blutige Verflechtung des ersten WWF-Präsidenten Prinz Bernhard der Niederlande mit dem Apartheid-Regime, weist personelle Verquickungen zwischen Mächtigen und WWF nach, sei es in Juntas oder im Ölgeschäft. Er zeigt, wie der WWF von einer "Allianz aus Geld- und Blutadel" […] gestützt wurde […]. 

Besonders erschütternd fand ich damals die unverblümt europäische, weiße, beinahe rassistisch-kolonialistische Perspektive des WWF auf den Naturschutz. So setzte sich der WWF immer wieder für die Umsiedlung von Hunderttausenden Ureinwohnern ein, bietet wohlhabenden Pappnasen aber Safaris für mehrere Tausend Dollar in diese Naturschutzparks an. (Peinlich, dass sich 2012 ausgerechnet der damalige WWF-Ehrenpräsident Juan Carlos bei einer Elefantenjagd die Hüfte brach.)

An dieser „Old-White-Boys“ Denkweise, die strukturell tief im Markenkern und der Organisation des WWF verankert zu sein scheint, hat sich im letzten Jahrzehnt offenbar nicht viel geändert. Buzzfeed hat jetzt dem WWF etwa ein Jahr hinterherrecherchiert und berichtet im unten verlinkten ersten Teil einer Serie von Artikeln (2. Teil hier) unter anderem über den Nepalesen Shikharam Chaudhary, der laut Zeugenberichten und Autopsie von Wildhütern und Angestellten des Chitwan National Parks zu Tode gefoltert wurde. Der WWF setze sich für die Freilassung der beschuldigten Angestellten ein und als die nepalesische Regierung die Anklagen später fallen ließ, fiel dem WWF nichts Besseres ein, als einen Sieg im Kampf gegen die Wilderei zu feiern.

Der Artikel ist lang und voll mit weiteren erschütternden Beispielen, die beschreiben, dass der WWF nicht nur brutale Paramilitärs ausstattet und Gehalt bezahlt, sondern auch, dass Mitarbeiter des WWF sich im Waffenhandel betätigen und Informanten in der Zivilbevölkerung anheuern. Auch die dünnen Reaktionen des WWF werden im Artikel zitiert („Wir sind bestürzt. […] Wir arbeiten die Vorwürfe transparent und umfassend […] auf.“), aber wahrscheinlich wird es wie 2012 laufen, als Huismann der taz sagte: „Der WWF [will] nicht […], dass über diese Dinge öffentlich diskutiert wird. Immerhin ist das WWF-Symbol, der Panda, laut Marktforschung die viertglaubwürdigste Marke der Welt.

Ganz offenbar funktionieren die internen Kontrollmechanismen des WWF nicht, aber mit seiner von niemandem kontrollierten politischen Einflussnahme, Mauscheleien und Militarisierung des Tierschutzes richtet der WWF großen Schaden an.

Ich würde mir wünschen, dass künftig mehr Menschen Organisationen ohne niedliche Tiere im Logo unterstützen — zum Beispiel seriöse Medien — um Vereine mit niedlichen Tierlogos immer wieder zu Rechenschaft, Verantwortung und transparenter Aufarbeitung von Problmen zu zwingen.

Blut an den Tatzen des Pandas

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Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 6 Jahre

    alte kolonialistische Attitüde - schlimm genug. Aber diese Verwicklung in Gewalt und Folter?!
    O man. Dass man ev. aggressiv gegen wilderer vorgehen muss dass man vielleicht sogar sinnvoll exWilderer einsetzt einbindet, ok.
    aber dann benötigt man gute Kontrolle und reinigungs-Mechanismen! und jetzt wird das Image und die wichtige Arbeit des WWF stark geschädigt. Das zeigt auch nur wieder dass NGOs zwar wichtige Lücken ausfüllen - aber letztendlich die weltgemeinschaft sich nicht darum drücken kann, selbst aktiv zu werden zu sein, etwa über die UN = und wir haben ja internationale Regeln Gesetze Richtlinien auch für Umwelt- und Naturschutz.

  2. Felix Schwenzel
    Felix Schwenzel · vor fast 6 Jahre

    hier noch ein aktuelles, lesenswertes interview mit wilfried huismann zum thema WWF, das eigentlich einen eigenen piq verdient hat: „Brutalität hat beim WWF Tradition“
    http://www.spiegel.de/...

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