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Studium der Politikwissenschaft in Hamburg, danach als freier Journalist nach Paris, wo mich das "Handelsblatt" engagiert hat. Seit 2004 lebe und arbeite ich in Brüssel, seit 2010 wieder freiberuflich, u.a. für "taz" und "Cicero". Zudem betreibe ich den EU-Watchblog "Lost in EUrope".
Im Wahlkampf spielte das Thema praktisch keine Rolle – genauso wenig wie die Europapolitik. Doch nun drängt der neue Energiepreisschock vom Wirtschaftsteil auf die Titelseiten, und der EU droht eine neue Krise. Mehrere EU-Länder haben Brüssel schon zu Hilfe gerufen, weil Gas und Strom zu teuer werden und die Bürger murren. Frankreich hat den Gaspreis gedeckelt, Spanien hat seine Energieversorger gemaßregelt, Polen stellt sogar den "European Green Deal" infrage.
Was ist passiert? "Capital" erklärt die Sache so:
Die Vorräte in den europäischen Speichern sind so niedrig wie nie zu dieser Jahreszeit. Zu wenig Erdgas strömte aus den Pipelines von Russland und Norwegen nach Europa. Die Situation ist umso alarmierender, weil die Windkraftanlagen wegen mangels Wind weniger Strom erzeugt haben, während alternde Atomkraftwerke in Europa abgeschaltet werden oder zu Ausfällen neigen. Dadurch ist Gas noch unverzichtbarer. So ist es nicht verwunderlich, dass die europäischen Gaspreise im vergangenen Jahr um fast 500 Prozent in die Höhe geschossen sind und jetzt in der Nähe ihrer Rekordstände notieren.
Natürlich gibt es auch andere Erklärungen. Einige Europaabgeordnete verdächtigen den russischen Lieferanten Gazprom, absichtlich zu wenig Gas zu liefern, um die neue Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu pushen. Andere schieben die Schuld auf den europäischen Emissionshandel, der den Preis künstlich in die Höhe treibe. Wieder andere weisen mit dem Finger auf Steuern und Abgaben – vor allem in Deutschland ist das ein Thema. Fest steht, dass Europa ein ernstes Problem hat.
Und das dürfte so schnell nicht wieder verschwinden. Bei einem kalten Winter drohen sogar Versorgungsengpässe – mancherorts könnten die Heizungen ausgehen. Zudem zieht die Energiekrise einen ganzen Rattenschwanz an Folgen nach sich – Firmen müssen die Produktion einstellen, Lieferketten brechen zusammen, Düngemittel werden knapp, sogar Lebensmittel könnten teurer werden. Nur bei der EU in Brüssel hat man den Ernst der Lage noch nicht erkannt.
Die EU-Kommission wiegelt ab und spricht von einem vorübergehenden Problem. Immerhin will die Brüsseler Behörde den besorgten Mitgliedsländern nun einen "Werkzeugkasten" anbieten, damit sie gegensteuern können. Es wird höchste Zeit!
Quelle: Stephen Stapczynski Bild: CAPITAL www.capital.de
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So ist das halt, wenn man die Transformation zur CO2-freien Wirtschaft nicht ernst nimmt (Verbraucher, Industrie).
Es ist doch völlig klar, dass ein System erst mal unter Stress kommt, wenn man es unvorbereitet in einen Veränderungsprozess zwingt. Wir erleben gerade die ersten Folgen des jahrzehntelangen Politikversagens.
Und die Entwicklung zeigt, wie sehr unsere Lebensweise tatsächlich von fossilen Energieträgern abhängt.
Makaber ist natürlich, dass Capital (wie üblich) dazu animiert, aus dieser Situation persönlichen Profit zu schlagen.
Na, dann frohes Schrauben.