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Europa

Die französische Europawahl

Eric Bonse
Finanzkrise, Eurokrise, Deflations-Gefahr: Als EU-Korrespondent in Brüssel wird man notgedrungen zum Wirtschaftexperten.

Studium der Politikwissenschaft in Hamburg, danach als freier Journalist nach Paris, wo mich das "Handelsblatt" engagiert hat. Seit 2004 lebe und arbeite ich in Brüssel, seit 2010 wieder freiberuflich, u.a. für "taz" und "Cicero". Zudem betreibe ich den EU-Watchblog "Lost in EUrope".

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Eric BonseDienstag, 19.04.2022

Bei der Bundestagswahl vor einem halben Jahr hat Europa kaum eine Rolle gespielt. Die schon damals schwelende Krise zwischen Russland und der Ukraine wurde von den deutschen Spitzenkandidaten ebenso ausgeklammert wie die Zukunft der EU. "Wir sind alle proeuropäisch" – das musste als Antwort genügen. 

Ganz anders nun bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich: Europa steht – wie schon vor fünf Jahren – im Zentrum der Debatte. Mit der Stichwahl zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der Zweitplatzierten Marine Le Pen können und müssen die Wähler eine klare Richtungsentscheidung treffen. 

Während Macron die europäische Integration weiterführen will, steht Le Pen für eine Rückkehr zur Nation. Sie will die Macht der EU begrenzen, die deutsch-französische Zusammenarbeit zurechtstutzen und nationale französische Interessen in den Vordergrund stellen. Damit steht sie nicht allein.

Le Pen kehrt einerseits zum Modell des "Europas der Vaterländer" des Gründers der Fünften Republik, Charles de Gaulle, zurück. Andererseits springt sie auf einen politischen Zug auf, der derzeit durch ganz Europa rast. Die "nationale Versuchung" hat längst Länder wie Ungarn, Polen oder Großbritannien erfasst.

Seit dem Brexit hat sie zwar an Attraktivität eingebüßt. Selbst Le Pen propagiert keinen "Frexit" mehr. Auch den Euro möchte sich nicht aufgeben, wie noch vor fünf Jahren. Auf der anderen Seite hat aber auch die EU an Strahlkraft verloren. Selbst der glühende Europäer Macron konnte die Franzosen nicht für Brüssel begeistern.

Macron liegt in den Umfragen zwar immer noch knapp vor Le Pen. Doch seine Wiederwahl ist alles andere als gesichert. Deshalb blicken die Europapolitiker nun gebannt auf die französische Präsidentschaftswahl – auch in Berlin. Im Gegensatz zur Bundestagswahl geht es in Paris nämlich wirklich um die Zukunft der EU.

Die französische Europawahl

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