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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Ein erhellendes Interview mit dem Kulturgeographen Peter Jordan auf Übermedien zur Schreibweise von Städtenamen, um die bekanntlich immer mal wieder gestritten wird. Sollte man die Schreibweisen der jeweiligen Staaten übernehmen? Oder auf das Althergebrachte vertrauen?
Ganz grundsätzlich lässt sich die Frage nicht beantworten, hin und wieder muss man schon genauer hinschauen, aber Jordan macht doch klar, dass die von Auswärtigen verwendeten Begriffe klare Vorteile und damit auch ihre Berechtigung haben. Überraschend fand ich, dass solche exonymen Begriffe sogar auf dem Vormarsch sind, keinesfalls nur hierzulande.
Also an "Kiew" sei nichts falsch, sagt er, zumal "Kiew" – anders als oft behauptet – nicht aus dem Russischen abgeleitet worden sei, sondern aus dem Altkirchenslawischen. Wirklich schade nur, dass das Interview auf Städtenamen begrenzt wurde.
Quelle: Interview von Lisa Kräher Bild: Screenshot: tages... uebermedien.de
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Sicher keine einfache Frage; am Ende geht es ja auch nicht um Richtig oder Falsch.
Das Länderverzeichnis des Auswärtigen Amtes (mit Staaten, Territorien und ihren Hauptstädten - https://www.auswaertig...) gilt für den amtlichen Gebrauch in Deutschland. Für die ukrainische Hauptstadt wird als sog. normatives Exonym „Kyjiw“ festgelegt. Diese Transkription gibt die Aussprache am genauesten wieder. Wobei auch dies keineswegs trivial ist: Das Ukrainische kennt drei i-(ähnliche) Vokale, deren genaue Aussprache selbst Russisch-Muttersprachlern Schwierigkeiten bereitet. Diese Übertragungen können in allen Sprachrichtungen Probleme machen. „Kyiv“ wird in der Liste für die EN- und ES-Variante verwendet, für FR „Kyïv“.
Die nächste Frage ist, ob es im Sinne „politischer Korrektheit“ sinnvoll wäre, den Befindlichkeiten vieler Ukrainer'innen entgegenzukommen, die im Angesicht des Krieges alles Russische ablehnen. Außerdem sind es die tieferen historischen Wurzeln der Unterdrückung ukrainischer Sprache und Kultur seit Zeiten des russischen Imperiums. Hierzu hatte ich Essays von Anne Applebaum https://www.piqd.de/li...
und Urs Heftrich https://www.piqd.de/li... gepickt.
Wie wäre die Wahrnehmung beim ARD-Publikum? Zuschauer’innen verstehen die herabwürdigende Konnotation des N-Worts für Farbige aus der kolonialen Vergangenheit, auch wenn sie keinerlei rassistisches Gedankengut mit diesem Wort verbinden. Was hingegen in der Ukraine eigentlich vor sich geht, verstehen viele nicht, und noch wenigere haben einen genaueren Einblick in die russische Kolonialgeschichte. Russland steht bis heute in vielen Köpfen synonym für Sowjetunion. Hier müsste angesetzt werden. Änderungen in der Sprache benötigen Zeit.
Ein Paradox an der Schwarzmeerküste der Tagesschau-Landkarte zum Interview:
Die Transliteration aus dem Ukrainischen lautet „Odesa“ und ist bereits in Medien anzutreffen, häufiger in englischsprachigen.
„Odessa“ ist jene aus dem Russischen, wo Doppelkonsonanten nach kurzen Vokalen eine Ausnahme sind. Der Ursprung des Namens dieser jungen Stadt ist nicht geklärt, in diesen Gebieten gab es griechische und türkische Einflüsse.
S.a. hier: https://www.piqd.de/ze...
Ergänzend ein längeres sprachwissenschaftliches Paper mit einer guten tabellarischen Übersicht unter dem Titel: Exonyme, Endonyme und die „politische Korrektheit“ - http://members.chello.... (2016)
Und eine kleine Zugabe nicht-urbaner Endonyme und Exonyme, die Du im Interview vermisst hast, findet sich hier: https://archiv.nationa...
Danke für den Pick.
schriftlich geht es noch, nur im radio kommt es manchmal etwas schräg, wenn sprecher·innen exonyme verwenden, aber wenig/keine ahnung von der ausprache haben.