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Zeit und Geschichte

Es war einmal ein zerrüttetes Land

Dennis Basaldella
Medien- und Filmwissenschaftler, Historiker
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Dennis BasaldellaSamstag, 06.01.2024
Zugegeben, ich musste gerade in meinem Fotoordner noch einmal nachschauen, wann ich in Nordirland und Irland war. Es war im August 2016 und damit 18 Jahre nach dem Karfreitagabkommen vom 10. April 1998 zwischen den Regierungen der Republik Irland, der des Vereinigten Königreichs und den Parteien in Nordirland, das den Nordirlandkonflikt beendet hatte. Nach all den Jahren sollte man meinen, dass die Spuren dieses fast 30 Jahre andauernden Konflikts nicht mehr wirklich zu sehen sein sollten. In der Tat erinnern in Belfast vor allem noch die Wandmalereien und die Straßennamen an die Orte des Konflikts. Und selbst die kleine Gruppe des Oranier-Ordens, die während unseres Besuchs in der nordirischen Hauptstadt durch das berühmte Sandy Row gleich neben unserem Hotel marschierte, hielt sich in Grenzen.

Ganz anders war die Situation im nordirischen Derry (früher Londonderry), dem wohl berühmtesten Ort der Troubles und nur einen Katzensprung von der irischen Grenze entfernt. Zwar standen sich hier keine verfeindeten Gruppen mehr gegenüber, und Soldaten patrouillierten auch nicht mehr durch die Straßen, doch der Konflikt von damals schien in diesem auf den ersten Blick friedlichen Städtchen auf bizarre Art und Weise eingefroren zu sein. Denn was mir besonders aufgefallen war, ist, dass jede Straße ihre Zugehörigkeit hatte. Während in einer Straße die Flagge der Republik Irland wehte, ragte in der Straße gleich nebenan trotzig die Unionistische Flagge in den Himmel.

Heute, 25 Jahre nach dem Karfreitagabkommen und einen Brexit später, scheint die Situation in Nordirland (und vermutlich auch in Derry) nicht wirklich entspannter geworden zu sein. So hat der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union den Konflikt zwischen den beiden Teilen Irlands zwar nicht wieder angeheizt und auch keinen neuen bewaffneten Konflikt hervorgerufen, doch wirklich geholfen hat er diesem immer noch ungelösten Problem aber nicht.

Wer tiefer in das Thema eintauchen will und noch einmal verstehen möchte, wie dieser Konflikt überhaupt entstanden ist, dem sei daher diese, zwar nicht einfach zu verdauende, doch höchst interessante dreiteilige Dokumentation auf ARTE wärmstens empfohlen, in der Zeitzeugen der Troubles von ihren Erfahrungen berichten. Für die filmische Ergänzung möchte ich zusätzlich noch die Filme "Im Namen des Vaters" (1993), "'71" (2014) und "Belfast" (2021) empfehlen.

Was mich in Derry zuletzt besonders fasziniert hatte, war die Skulptur "Hands Across the Divide" von Maurice Harron. Sie steht inmitten eines Kreisverkehrs unweit des Flusses und besteht aus zwei Männern, die sich die Hände reichen, sich jedoch nicht berühren. Die Besonderheit dabei ist, dass die Installation so konstruiert ist, dass die beiden Hände sich erst berühren, wenn der Konflikt wirklich beendet ist und eine endgültige Annäherung zwischen beiden Gruppen stattgefunden hat.

Wollen wir daher hoffen, dass sich die beiden Statuen bald die Hände reichen.

Es war einmal ein zerrüttetes Land

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Kommentare 3
  1. Michael Praschma
    Michael Praschma · vor 12 Monaten

    Das ist hochinteressant. Für mich sind da zwei Wermutstropfen dabei:
    1.) Ich würde das liebend gerne lesen, dann könnte ich mein Tempo selbst wählen – anschauen ist mir zu zeitraubend.
    2.) Vielleicht würde ich es sogar anschauen, aber das brauche ich nicht zu entscheiden, weil Arte den Beitrag in Österreich nicht streamt.

    1. Dennis Basaldella
      Dennis Basaldella · vor 12 Monaten

      Ich glaube, das ZDF bzw. die ARD haben das auch in der Mediathek

    2. Michael Praschma
      Michael Praschma · vor 12 Monaten

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