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Studierter Medienwissenschaftler & Kulturjournalist. Fest für LinkedIn News, frei für dpa, Tagesspiegel, Monopol, shelfd & Galore. Vorher unter anderem bei ze.tt, DLF Nova, Deutsche Welle, Berliner Zeitung & Musikexpress.
Den Blick immer fest am smarten Display klebend, geschleust durch U-Bahn-Schächte und pulshüpfend im Boiler Room – Während alles um mich rast, rase ich gedanklich hinterher. "Kommst du noch mit?" ist eine Frage, die ich mir mit 24 seit meinem Umzug aus Weimar nach Berlin im letzten Oktober fast täglich stelle.
Mangelnde Aufmerksamkeit ist ja der Vorwurf, den sich meine "Generation" im aktuellen Jahrzehnt zu genüge gefallen lassen muss. Eine Anklage, die derart kränkt, dass sie zugleich den Nagel auf den Kopf trifft. Meinen Freundeskreis nehme ich zwar als körperlich aktiv und kulturell interessiert wahr, doch sich exklusiv Zeit zu nehmen, steht weder für mich noch für viele meiner Mitmenschen zur Debatte: Man studiert, jobbt, feiert, isst, pumpt, liebt und konsumiert in einer Gleichzeitigkeit wie nie zuvor.
Sprunghaftigkeit kannte man früher auch aus der Mode, die saisonal ihren Konsumenten vorgaukelte, sich zu erneuern. Heute mixt die internet-affine Jugend ihren Cocktail aus Trend-Hopping, Narzissmus und der Angst, etwas Besseres zu verpassen, selbst, wie das Portfolio von Fotograf und Videokünstler Jonas Lindstroem zeigt.
Lindstroems wummernde Ästhetik ergreift das Gemüt. Der 29-Jährige bespielt im Netz ein paar Kanäle mit synthetischen Gemälden und Sounds. Erfahrbar werden die von Nachrichtenmeldungen und viralen Hits inspirierten Bilder als raumfüllende Installation oder Printversion:
In seinem Film Truth or Dare, einem viralen Hit, folgt beispielsweise auf eine erotische Szene das Bild eines Mannes, der vor einem Flammenmeer steht und ein Selfie macht. Oder man blickt in das Gesicht einer jungen Schönheit, die sich plötzlich eine Pistole an die Schläfe hält und abdrückt. Blut schießt aus ihrem Kopf.
Lindstroem hat erst vor Kurzem im C/O Berlin sein Werk als "überhöhte Version" unseres schimmrigen Hier und Jetzt vorgestellt. Solche Bildwelten überzeugen und irritieren durch einen Gegensatz: Sie sind wie meine Realität hochgradig fragil, und endlos tief zugleich.
Quelle: Tillmann Prüfer Bild: Jonas Lindstroem zeit.de
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