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Volk und Wirtschaft

Bihor gegen Dior – ein Märchen, zu schön um wahr zu sein

Antje Schrupp
Politikwissenschaftlerin, Journalistin
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Antje SchruppSamstag, 03.08.2019

Vor  einem Jahr ging ein kleiner Aufreger durch die Modewelt: Das Luxuslabel Dior hatte eine  Weste präsentiert, die traditionellen Westen aus der Region Bihor in Rumänien sehr ähnelte. Die Werbeagentur McCann startete darauf eine Pro-Bono Kampagne "Bihor statt Dior" und bewarb damit das Label "Bihor Couture". Dort kann man via Internet seither "echte", authentische Westen kaufen, made in Romania. Das Original, nicht die überteuerte Dior-Kopie.

Das Wirtschaftsmagazin brandeins hat dem Wundermärchen hinterher recherchiert und herausgefunden, dass die traditionellen Westen in Rumänien schon lange nicht mehr hergestellt werden. Die Kampagne von McCann, die drei Clio-Awards und drei Cannes-Löwen gewann, bewirbt eine Kultur, die längst nicht mehr existiert. Und tatsächlich: Wenn man genau hinschaut, kann man die vielerlei Westen, Blusen und Schals, die auf Bihorcouture.com angeboten werden, auch lediglich "vorbestellen".

Die Geschichte ist ein Lehrstück darüber, wie die Ausbeutung "exotischer" Kulturen funktioniert, und wie egal dabei das Vorzeichen ist: Sowohl diejenigen, die sich einfach an der Kreativität anderer bedienen und daraus Kapital schlagen, als auch die anderen, die mit exotischer "Authentizität" Aufmerksamkeit generieren, indem sie angeblich "helfen" wollen, interessieren sich in Wirklichkeit nicht die Bohne.

Die Leute vor Ort in Rumänien versuchen derweil trotzdem, die große Nachfrage zu befriedigen, die es seit der McCann-Kampagne ja tatsächlich gibt. Zwar weiß niemand, wie die traditionellen Westen früher genäht wurden, aber vielleicht kann man das ja lernen oder neu erfinden? Dann hätte das Märchen vielleicht doch noch ein Happy End. Und wer weiß, womöglich spendiert Dior den Rumäninnen ja noch einen Kurs. Dann hätte sich der Kreis geschlossen. 


Bihor gegen Dior – ein Märchen, zu schön um wahr zu sein

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