sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Zu den vielen Korrespondenzen, Parallelen und Wechselspielen zwischen der deutschen und der italienischen Geschichte gehört in den 1970er-Jahren der Terror gegen Spitzen des Staates.
Noch stärker als Westdeutschland der sogenannte Heiße Herbst 1977 wühlte Italien die Entführung und die Ermordung des christdemokratischen Spitzenpolitikers Aldo Moro auf.
Es bleibt ein in Teilen bis heute nicht aufgeklärtes Verbrechen.
Bis zum 12. Juli 2023 ist die sechsteilige Miniserie „Und draußen die Nacht“ von Marco Bellocchio in der arte Mediathek zu sehen. Sie entfaltet diese historische Epoche mit epischer wie mit dramatischer Kraft – leise und verstörend zugleich.
Die Kritik lobt Schauspiel und Kamera, setzt aber politisch andere Akzente.
In der FAZ benennt Ursula Scheer den verbürgten Vorgang so:
Am 16. März 1978 entführte die kommunistische Terrororganisation Aldo Moro, den früheren Ministerpräsidenten und nun Parteivorsitzenden der mit Regierungsmacht im Nachkriegsitalien synonym gewordenen konservativen Democrazia Cristiana. Seine fünf Leibwächter starben im Kugelhagel. 55 quälende Tage später war auch Moro tot: Der Leichnam des Erschossenen wurde im Kofferraum eines Kleinwagens gefunden, mitten in Rom.
Stärker noch als in Westdeutschland hatte die Entführung und Ermordung von Moro weltpolitisches Format und Dimensionen:
Alles fing damit an, dass Moro die von den Christdemokraten geführte Minderheitsregierung durch Kommunisten und Sozialisten im Parlament stützen lassen wollte. Die radikalisierte Linke will das als Verrat an der Revolution verhindern. Unbehagen empfinden aber auch der Papst, die Christdemokraten, alte Faschisten und Mafiosi angesichts einer möglichen Kooperation mit kommunistischen Atheisten. Amerika fürchtet einen Drift gen Moskau.
Das wird nicht als Meisterspiel großer Persönlichkeiten inszeniert, sondern als eine verstörende typische Mischung aus Schwäche und Kalkül, Inkompetenz und Niedertracht.
Im SPIEGEL bemerkt Hannah Pilarczyk:
Zwangsläufig ist an der Ermordung Moros dennoch nichts, das macht gerade Bellocchios Fokus auf die psychische Verfassung seiner Figuren klar. Ein klein wenig Abweichen vom persönlichen Kalkül, ein etwas menschlicherer Blick auf den politischen Gegner hätten womöglich gereicht, um die Geschichte umzuschreiben. Auch deshalb lässt Bellocchio die Ermordung von Aldo Moro wahrscheinlich nicht los. Es hätte so wenig bedurft, um alles zu ändern.
Immer noch erscheinen in Italien jährlich Bücher und Filme über diese Epoche; der Regisseur und Drehbuchautor Marco Bellocchi (Jahrgang 1939) drehte vor dieser Serie 1995 eine Dokumentation über das Verbrechen an Aldo Moro und 2003 einen Spielfilm zum Thema.
Die facettenreiche Miniserie ist nun der Höhepunkt dieser jahrzehntelangen Annäherungen und Auseinandersetzungen.
Im Neuen Deutschland gibt es diese lesenswerte Rezension, deren Fazit die alte Geschichte in die Gegenwart verlängert:
Nachdem Moro mit acht Schüssen im Körper tot aufgefunden wurde, ging nämlich schnell auch das zarte Pflänzchen Eurokommunismus ein, der seinerzeit versuchte, abseits vom sowjetischen Einfluss einen dritten Weg des Ausgleichs zwischen Ost und West, Stalinismus und Kapitalismus zu gehen. Selbst hierzulande kann man den reaktionären Backlash der geistig-moralischen Wende Helmut Kohls kaum unabhängig vom Tod Aldo Moros betrachten.
All dies nie didaktisch zu verabreichen, sondern dramaturgisch originell und filmisch anspruchsvoll, buchstäblich bewegt von Francesco Di Giacomos herausragender Kameraführung – das ist die eigentliche Sensation einer sehenswerten Fernsehserie, die einen klüger zurücklässt, aber auch deprimierter. Kohl und Kanther, Trump und Orbán, Schill und Höcke: Der Keim ihres rechtspopulistischen Aufstiegs wurde auch am 16. März 1978 gewässert, als Aldo Moros Historischer Kompromiss zerplatzte.
In Italien sahen die von der Rai und Arte koproduzierten Serie Millionen. So bekannt und schon gar nicht so aufregend ist der Stoff hier nicht und die Serie kann deshalb in Deutschland nicht mit einem vergleichbaren Massenpublikum rechnen.
Sehenswert ist der Sechsteiler aber nicht nur für Italieninteressierte, sondern viele der hassvergifteten Fronten sind erschreckend aktuell.
So wird der Film zu einem fernen Spiegel, zuweilen Zerrspiegel.
Quelle: Marco Bellocchio u. a. www.arte.tv
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Zeit und Geschichte als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Man muss sich drauf einlassen, aber es lohnt sich. Die Miniserie ist jedenfalls ganz schön entschleunigt, was man gar nicht mehr gewohnt ist. Dafür wird die Psychologie sehr plastisch herausgearbeitet.