sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Bevor ich eine unproduktive Sicht vorstelle, die ich mit Gegenbeispielen widerlegen möchte, eine Rückblende:
Das 20. Jahrhundert begann am 18. März 1871 in Paris,
so der immer wieder beeindruckende Sebastian Haffner (1907–99) in seinem immer noch oder wieder lieferbaren Essay über die Pariser Kommune, der erstmals zum 100. Jahrestag 1971 erschien.
In den 72 Tagen der Pariser Kommune ging es zum ersten Mal um die Dinge, um die heute in aller Welt gerungen wird: Demokratie und Diktatur, Rätesystem oder Parlamentarismus, Sozialismus oder Wohlfahrtskapitalismus, Säkularisierung, Volksbewaffnung, sogar Frauenemanzipation - alles das stand in diesen Tagen plötzlich auf der Tagesordnung.
Sebastian Haffner war in seinem Leben über große Strecken ein konservativer Autor, aber einer, der die Historie in ihren Variationen, Möglichkeiten und Uneingelösten deutete.
Nicht so der Autor Thomas Schmid des unpiqs, der ehemaliger Herausgeber der "Welt"-Gruppe. In seinem Beitrag mutiert der ehemalige linke Autor, der zum Konservativen wurde, ohne das Niveau großer Konservativer wie eben Haffner auch nur ansatzweise zu erreichen. Für ihn ist alles klar:
Pinochet beendete ein gescheitertes Projekt. Die Gewaltsamkeit dieses Endes hat Allende und sein Projekt mit einer Gloriole umgeben, die zwar verständlich, aber dennoch unverdient ist.
So wird der von den USA unterstützte Militärputsch zu einem Akt der Ungeduld. Hätte man etwas gewartet, dann wäre Allendes Chile sowieso zusammengebrochen.
Mein unpiq zeigt eine heute verbreitete unproduktive Sicht und Haltung auf Geschichte und meint nie nur einen Einzelfall. Fälle wie Schmid bezeichnete der planetarische Klassiker Heiner Müller schon 1993 als "Spätheimkehrer in den Schoß des Kapitals".
Bis zu 4.000 Tote, 35.000 Gefolterte, fast 1.500 bis heute Vermisste und bis zu einer Million Exilant*innen fordert die Militär-Diktatur, die bis 1990 andauern wird. Die Unidad Popular ist vor allem für den Staatsstreich, der ihr gewaltsames Scheitern markiert, in Erinnerung geblieben. Doch genau so verdienen es ihre Erfolge erinnert zu werden. In den knapp 1.000 Tagen, die ihre Revolution andauerte, hat die chilenische Linke die Dialektik von Reform und Revolution so weit getrieben, wie es nie davor und nie danach geschah. Jedes ernsthafte Projekt sozialistischer Gesellschaftstransformationen muss sich dieser Erfahrung stellen und sich an ihr messen lassen.
Eine solche Blutspur wie in Chile (oder eben bei der Pariser Kommune) hinterließ die Konterrevolution nie, wenn nicht Zukunftsweisendes selbst im Scheitern zu erkennen war und ist.
In dieser Hinsicht bietet auch das neue, noch nicht ins Deutsche übersetzte Buch THE SUICIDE MUSEUM von Ariel Dorfman Erhellendes, das von seinem amerikanischen Kollegen Jonathan Dee eindrucksvoll im NEW YORKER vorgestellt wird:
Salvador Allendes Wahl 1970 zu einer sechsjährigen Amtszeit als Präsident Chiles - obwohl er nur etwa die Hälfte davon dienen konnte - war einer dieser seltenen Momente, die der Welt Grund zu der Annahme geben, dass es eine Alternative zu der räuberischen, gierigen Art und Weise geben könnte, wie wir immer die Dinge laufen lassen.
Wer sich diesen piq mit Texten von Dorfman und Allende nochmals ansieht, erkennt, dass der chilenische Versuch, der viel länger als die Pariser Kommune dauerte, im Sinne des eingangs zitierten Sebastian Haffners die Themen unseres 21. Jahrhundert setzte.
Ob das 21. Jahrhundert zum selbst verschuldeten Untergang, zu einem neuen Sozialismus oder zu etwas Dritten führt, hängt vom Agieren der Mehrheit ab.
Quelle: Thomas Schmid, Gegenrede u. a. Salvator Allende, Ariel Dorfman, Jonathan Dee, René Thannhäuser u. a. schmid.welt.de
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Zeit und Geschichte als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Danke, ich hatte ja auf diesen Artikel hingewiesen. Sehe aber nicht, wodurch er widerlegt wurde?