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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Der lange Untergang des sowjetischen Imperiums

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergFreitag, 30.06.2023

Die Ausweitung des Angriffs auf die Ukraine erfolgte nicht aus Angst und Frust nach der NATO-Osterweiterung, die unter einem Bundeskanzler vollzogen wurde, der bis heute mit dem Gewaltherrscher im Kreml verbunden ist.

Das Kriegsziel war auch nicht die Wiedererrichtung eines sowjetischen, sondern eines russischen Imperiums.

Was aber unterscheidet einen großen Staat – immerhin war und ist Russland der größte Flächenstaat der Welt – von einem Imperium?

Imperien sind mehr als große Staaten; sie bewegen sich in einer ihnen eigenen Welt,

so Herfried Münkler in seinem Standardwerk aus dem Jahr 2005 „Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten“.

Staaten sind in eine Ordnung eingebunden, die sie gemeinsam mit anderen Staaten geschaffen haben und über die sie daher nicht allein verfügen. Imperien dagegen verstehen sich als Schöpfer und Garanten einer Ordnung, die letztlich von ihnen abhängt und die sie gegen den Einbruch des Chaos verteidigen müssen. Der Blick in die Geschichte der Imperien zeigt, dass sprachliche Wendungen wie die von der ‚Achse des Bösen’ oder den ‚Vorposten der Tyrannei’ nichts Neues und Besonderes sind. – Während Staaten an den Grenzen anderer Staaten Halt machen und es ihnen selbst überlassen, ihre inneren Angelegenheiten zu regeln, mischen sich Imperien in die Verhältnisse anderer ein, um ihrer Mission gerecht zu werden. Deshalb können Imperien auch sehr viel stärker Veränderungsprozesse in Gang setzen, während die Ordnung der Staaten durch einen strukturellen Konservatismus geprägt ist.

Das erklärt, warum Russland in vielen Nachfolgestaaten der Sowjetunion seine Finger drin hat, was oft heißt: seine Truppen.

Die "auslandsjournal"-Dokumentation "Leben im Schatten Russlands" der ZDF-Korrespondenten Nina Niebergall und Sebastian Ehm beleuchtet, wie der russische Einfluss in den Ländern Moldau, Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan und Kirgisistan sich verändert.

Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine haben sich die Achsen der Macht verschoben.

Es kommt zu Kämpfen zwischen Aserbaidschan und Armenien, vor allem um die Region Bergkarabach. In Moldau und Georgien demonstrieren Tausende gegen ihre Regierung und streben einen EU-Beitritt an. Aserbaidschan und Kasachstan sind wichtige Energiepartner des Westens geworden und geben sich international zunehmend selbstbewusster.

Imperien entstehen nicht schnell und verschwinden auch nicht rasch. Deshalb ist ein Blick zurück notwendig, den die sehens- und hörenswerte "auslandsjournal"-Dokumentation nicht bietet.

Ein Text von gestern, der das heute erhellt, stammt von dem ausgezeichneten russischen Schriftsteller Sergei Lebedev: Der Zerfall der Sowjetunion ist noch lange nicht vollendet.

Er entstand vor der Ausweitung der Kriegszone in der Ukraine und zeigt, wie viel seit dem offiziellen Ende der Sowjetunion am 31. Dezember 1991 an Krieg, Vertreibung und Flucht schon geschah. Denn diese Ereignisse

kosteten Hunderttausenden Menschen das Leben, machten Millionen zu Flüchtlingen; zerstörten Städte, zerstörten zwischenstaatliche Beziehungen für Jahrzehnte im Voraus, Gewalt breitete sich aus und führte zu allseitiger Verweigerung von Verantwortung und einer Erschwerung des Übergangs zur Demokratie.

Gleichzeitig wird die Sowjetunion und der Wunsch, den untergegangenen und untergehenden Vielvölkerstaat durch ein russisches Imperium zu ersetzen, in seinen Unterschieden klar benannt:

Das sowjetische Projekt stieß (in jeder seiner Epochen auf eigene Weise) die Vergangenheit ab und legitimierte sich über die Zukunft, über ein futuristisches, prophetisches Ziel: den Aufbau des Kommunismus.

...

Tatsächlich blieb die Legitimation über die Zukunft (das Wichtigste ereignet sich dort) bis zum Ende der UdSSR erhalten.

...

Putins Russland hingegen ist zeitlich ganz anders aufgestellt. Es ist ein konservatives Projekt. Die Zukunft wird im Grunde nicht klar angesprochen, sie ist nicht definiert und nicht erwünscht. Die Zukunft ist die Gesamtheit dessen, was nicht eintreten sollte; sie trägt in sich die Zersetzung, die Krankheit des Liberalismus, das Virus der Menschenrechte. Die Zukunft zeigt eigentlich keinerlei positiven Züge, dort will man gar nicht hin, man will nicht in der Zeit leben.

Die Kosten, die bis zu einem Atomkrieg eskalieren können, sind noch unbekannt. Das russische Imperium scheitert nicht zuletzt, weil es keine einigende Idee hat.

Gestern & Heute: Der lange Untergang des sowjetischen Imperiums

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