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Flucht und Einwanderung

Archipel Flüchtlingslager - Station 3 (Abschiebezentren)

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergFreitag, 18.10.2024

So schnell wie möglich, ohne Berufungsverfahren sogar, will Italien Asylverfahren abschließen - im Ausland, außerhalb der EU. So entstand das erste Aufnahme- und Abschiebezentrum in Albanien

Hier der Tagesschaubeitrag, der mit einem Zitat eines Anwohners endet:

Und überhaupt, wie sollen die Flüchtlinge über den Zaun kommen, fragt einer: "Nur wenn sie 6 Meter hoch fliegen, dann ja. Aber die haben keine Chancen rauszukommen. Die sind da drin wie Vögel im Käfig."

Hier eine kleine Presseschau, in der das Zitat aus El País aus Spanien besonders markant ist und hervorsticht:

Seit einigen Monaten kann man jeden Unsinn über Einwanderer sagen, ohne dass jemand mit der Wimper zuckt. Wir haben sogar gehört, dass die Meloni-Methode funktioniert und es wünschenswert wäre, sie in Spanien nachzumachen. Wirklich? Italien hat nichts anderes getan, als die Rettung schiffbrüchiger Einwanderer zu behindern, die eigenen Häfen zu schließen, um die Route der Überfahrten in Richtung Kanarische Inseln umzulenken, und im benachbarten Albanien Auffanglager zu errichten. ... Nachbarländer, die bei den Menschenrechten noch skrupelloser sind als wir, machen ein Geschäft damit, zu einem undankbaren und gewalttätigen Wartesaal zu werden. ... Das Ergebnis unserer Gleichgültigkeit wird eine gewalttätigere und herzlosere Gesellschaft sein.

(Dazu passt dieser Pick: Hinter Mauern – Geschlossene Grenzen als Gefahr)

Parallel gibt es das Ergebnis einer monatelangen Recherche von verschiedenen europäischen Journalisten zu den Abschiebezentren, die die EU bereits in der Türkei finanziert.

Die Reporter Melvyn Ingleby, Ylenia Gostoli, May Bulman und Mesut Tatuz fanden

überwältigende Beweise für Überbelegung, schlechte Hygiene, Schläge, rassistische Übergriffe und Selbstmordversuche sowie gemeldete Todesfälle unter unklaren Bedingungen.

In einer eindrücklichen Reportage, die man sich auf Englisch auch vorlesen lassen kann, berichten etliche Flüchtlinge, dass sie zum Teil mit Schlägen gezwungen worden sind, Dokumente zu unterschreiben, dass sie angeblich freiwillig zurückkehren.

Einer von ihnen war Mohammed, ein syrischer Überlebender des Erdbebens, der letztes Jahr in Tuzla inhaftiert worden war. Nachdem er verlegt und weitere vier Monate in einem Lager bei Elbeyli festgehalten worden war, wurde er nach eigenen Angaben gegen Mitternacht zum Grenzübergang bei der türkischen Stadt Oncupinar gebracht. 'Sie steckten uns in einen Raum und fragten: Wer will nach Syrien gehen?', sagte Mohammed. 'Dann machten sie das Licht aus und schlugen die Leute, die gesagt hatten, sie wollten in der Türkei bleiben, mit Eisenstangen. Dann schalteten sie das Licht wieder an, und alle sagten: Wir wollen nach Syrien gehen.' Er und andere wurden dann zu einem nahe gelegenen Ort gebracht, um die Formulare zu unterschreiben. 'Wir mussten uns auch vor eine Kamera stellen und sagen, dass wir freiwillig nach Syrien gehen. Einige weinten, während sie das sagten, andere hatten Anzeichen von Schlägen im Gesicht.

In der Türkei kann man beobachten, was in Albanien geschehen könnte; wahrscheinlich wird. Wenn nur ein Teil der Aussagen und Fallbeispiele stimmt, dann schreitet die Verrohung weiter voran - auch in der Europäischen Union.

Archipel Flüchtlingslager - Station 3 (Abschiebezentren)

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Kommentare 3
  1. Tolikam Tolikam
    Tolikam Tolikam · vor einem Monat

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    Robert Kja · vor 2 Monaten

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  3. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 2 Monaten

    Mittlerweile gibt es eine neue Entwicklung bei den ersten Flüchtlingen, die Italien in Albanien in einem Gefängnis des Archipel Flüchtlingslager unterbrachte:

    Die Justiz erklärte die Inhaftierung der zwölf Migranten außerhalb der EU für unzulässig. Begründet wurde dies damit, dass weder Ägypten noch Bangladesch ein sicheres Herkunftsland sei.

    ...

    Die Parteien der rechten Dreierkoalition sprachen von einem politischen Urteil einer linken Justiz. Innenminister Matteo Piantedosi kündigte an, in Berufung zu gehen – notfalls bis vor die oberste Instanz.

    ...

    Die Opposition hingegen sieht Melonis Vorhaben, künftig über Asylanträge außerhalb Italiens und der EU entscheiden zu lassen, bereits gescheitert. Die sozialdemokratische Oppositionsführerin Elly Schlein sprach von einer »Schande«, die Italien 800 Millionen Euro kosten werde. So hoch werden die Kosten für den Bau der Lager veranschlagt.

    Hier der vollständige Artikel:
    https://www.spiegel.de...

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