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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft
Das ehemalige Team der WIRED Germany hat mit 1E9 einen inoffiziellen Nachfolger gestartet. Auch bei 1E9 geht es um einen optimistischen, aber dennoch kritischen Blick auf Zukunftstechnologien und ihren Einfluss auf unser Leben: von KI über Blockchain bis zum autonomen Fahren oder Biotechnologie. Garniert wird das mit SciFi und Popkultur.
Neben den Journalistinnen und Journalisten, die für 1E9 arbeiten, kommen auch viele engagierte und fachkundige Mitglieder der 1E9-Community zu Wort. Denn 1E9 soll die interdisziplinäre Debatte über Technologie voranbringen.
Will die Menschheit den Klimawandel in den Griff kriegen, muss sie den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid so schnell wie möglich reduzieren. Doch das allein wird vermutlich nicht mehr reichen. In der Wissenschaft hat sich inzwischen die Erkenntnis weitgehend durchgesetzt, dass es zusätzlich Maßnahmen brauchen wird, um aktiv CO2 aus der Luft zu entnehmen.
Allein schon deshalb, weil es Industrien wie der Bau- oder Luftfahrtbranche oder manchen Staaten, die stark auf Viehzucht oder Kohlekraft setzen, vermutlich nicht gelingen wird, bis 2050 ihren Ausstoß von Treibhausgasen auf null herunterzufahren. Auch die Klimaforscherin Daniela Jacob vom Climate Service Center Germany meint, wir müssen uns darauf vorbereiten.
„In irgendeiner Form ist inzwischen jeder vom Klimawandel betroffen“, sagt die Professorin Daniela Jacob. In allen Weltregionen seien seine Folgen zu spüren: Hitzewellen und Dürren, Starkregen und Überflutungen. Je mehr die Temperatur steige, umso größer der Schaden. Die Versprechen vieler Länder, ihre Treibhausgasemissionen zu verringern, seien daher ein gutes Signal. „Aber die globale Erwärmung ist bereits so weit fortgeschritten, dass wir nicht mehr von Versprechen leben können.“
Die Frage ist: Wie kriegt man das CO2 wieder raus aus der Atmosphäre? Dafür gibt es verschiedene Technologien. Der einfachste und bewährteste Ansatz stammt von der Natur selbst: Pflanzen anpflanzen. Bestenfalls gleich Bäume oder ganze Wälder. Die größten und schnellsten Erfolge dürften dabei durch die Wiederaufforstung erst kürzlich gerodeter Flächen erzielt werden, etwa im Amazonas-Urwald.
Allerdings werden Bäume allein wohl nicht ausreichen – unter anderem, weil die Flächen dafür mit der Landwirtschaft konkurrieren und weil es schlicht zu lange dauern könnte, das Problem nur dadurch zu lösen. Unsicherheit besteht auch, weil es unklar ist, ob riesige neue Waldflächen nicht sogar zur globalen Erwärmung beitragen könnten, weil sie die Oberfläche des Planeten verdunkeln. Dadurch wird mehr Sonnenlicht aufgenommen.
Doch es gibt andere Möglichkeiten, die ebenfalls zum Einsatz kommen könnten. Aus Pflanzenresten, in denen CO2 gespeichert ist, lässt sich Pflanzenkohle gewinnen – und die kann nicht nur in der Landwirtschaft eingesetzt, sondern auch in langlebige Produkte verwandelt werden. Das Berliner Start-up Made of Air, zum Beispiel, stellt daraus ein Thermoplastik her, das für Möbel, Fassadenverkleidung oder auch simple Dinge wie Sonnenbrillen verwendet werden kann.
„Wir haben uns angesichts der Klimakrise vorgenommen, alle möglichen Produkte, die hergestellt werden, in CO2-Speicher zu verwandeln“, sagt Allison Dring, die Mitgründerin und Geschäftsführerin der Firma. Für sie ist das überschüssige Kohlendioxid in der Atmosphäre ein Rohstoff, der genutzt werden sollte.
Auch die unmittelbare Entnahme von CO2 aus der Luft, per Direct Air Capture, ist bereits möglich. Führend dabei ist das Schweizer Unternehmen Climeworks.
14 DAC-Anlagen hat die Firma nach eigenen Angaben schon in Betrieb. Mit großen Ventilatoren wird dort Luft eingesaugt. Das darin enthaltene CO2 bleibt an speziellen Filtern hängen. Ist ein Filter voll, wird das Kohlendioxid durch Erhitzen herausgelöst und kann in seiner Reinform entweder unterirdisch gespeichert werden oder, wie schon bei Made of Air, weiterverarbeitet werden.
Die Speicherung von CO2 im Untergrund, die etwa in Norwegen schon im großen Maßstab stattfindet, ist allerdings in Deutschland auch aufgrund von Sicherheitsbedenken umstritten. Dazu kommt, das DAC nur dort Sinn ergibt, wo es überschüssigen grünen Strom und genug Wasser gibt. Denn beides benötigt die Technologie. Dennoch starten immer mehr Pilotprojekte und auch größere Anlagen, um CO2 direkt aus der Luft zu saugen.
Unabhängig davon warnen Wissenschaftler davor, Technologien zur CO2-Entnahme als Alternative zur drastischen Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu sehen. Sie seien nur eine notwendige Ergänzung. Denn die globale Erwärmung ist schon zu weit fortgeschritten.
Quelle: Wolfgang Kerler Bild: Climeworks 1e9.community
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