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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft
Das ehemalige Team der WIRED Germany hat mit 1E9 einen inoffiziellen Nachfolger gestartet. Auch bei 1E9 geht es um einen optimistischen, aber dennoch kritischen Blick auf Zukunftstechnologien und ihren Einfluss auf unser Leben: von KI über Blockchain bis zum autonomen Fahren oder Biotechnologie. Garniert wird das mit SciFi und Popkultur.
Neben den Journalistinnen und Journalisten, die für 1E9 arbeiten, kommen auch viele engagierte und fachkundige Mitglieder der 1E9-Community zu Wort. Denn 1E9 soll die interdisziplinäre Debatte über Technologie voranbringen.
In der Stadt kann es im Berufsverkehr ziemlich eng werden. Nicht nur in großen Metropolen, sondern auch Mittelstädten – und das selbst (oder gerade) in Corona-Zeiten. Eine Möglichkeit, das zu ändern, wäre es, schnelle und flexible Alternativen zum Auto anzubieten. An genau so einer arbeitet das Start-up Ottobahn aus München. Im Grunde ist dessen Idee eine Schwebebahn – jedoch mit kleinen Kapseln, die einfach per Smartphone bestellt werden können und Passagiere fast überall abholen können.
Die Kapseln, die für bis zu vier Personen oder eine Tonne Fracht Platz bieten, sollen nicht fest auf dem Schienennetz sitzen, sondern von Hebevorrichtungen auf- und abgenommen werden können. Je nachdem, wie gerade der Bedarf ausfällt. Die kleinen Kapseln sollen durch ein durchdachtes Netz, vor allem aber durch ein ausgeklügeltes Leit- und Steuersystem und eine nutzerfreundliche App genau dort unterwegs sein, wo sie gebraucht werden.
Die Technik hinter der Ottobahn ist nicht revolutionär, aber clever kombiniert: Elektromotoren, Fahrstuhltechnik und Akkumulatoren, all das sind für sich genommen bewährte Teile. Dass die gut zusammen funktionieren, zeigt Ottobahn bereits im eigenen Büro. Denn dort dreht ein Prototyp seine Runden. Was die Schwebebahn letztlich besonders macht, das sei die Software, sagt der Geschäftsführer Marc Schindler.
„Die Effizienz des Systems kommt aus der Softwaresteuerung“, sagt Schindler. „Alle Kabinen stimmen ihre Fahrwege KI-gestützt untereinander ab.“ Tausende Kapseln sollen von intelligenten Algorithmen in Echtzeit so koordiniert werden, dass jede von ihnen immer freie Fahrt hat. Dabei sollen auch Not- und Ausfälle mit einberechnet und das Netz auf möglichst „hohe Energieeffizienz gefahren“ werden. Die Softwareplattform, die das alles möglich macht, sei die eigentliche Herausforderung und Leistung bei der Entwicklung. Wie Gründer Marc Schindler sagt, würde sich das Ottobahn-Team daher selbst eher „als Softwarefirma verstehen“ denn als Mobilitäts- oder Ingenieursunternehmen.
Laut dem Ottobahn-Team ist die futuristische Schwebebahn keine Zukunftsmusik, sondern könnte in weniger als zwei Jahren serienreif werden. Bereits 2023 könnten die ersten Strecken aufgebaut und in Betrieb genommen werden. Schon 20 Anfragen gebe es von potentiellen Kunden, sagt das Start-up. Auch in Deutschland könnte eine Strecke entstehen – nämlich zwischen Dachau und dem Münchner Stadtteil Moosach.
Schindler glaubt, dass die Ottobahn im Münchner Norden den Autoverkehr und auch den bestehenden Öffentlichen Personennahverkehr stark entlasten könnte – und das ziemlich schnell. „Sobald die Technologie serienreif ist, können wir eine solche Strecke in weniger als zwei Jahren aufbauen und in Betrieb nehmen“, sagt er. „Mitte 2024 ist möglich.“ Dazu könnte eine Fahrt in der Gondel weit günstiger angeboten werden als in S- und U-Bahn oder Tram. Die Verantwortlichen für den Münchner Nahverkehr wollen sich Ende November davon überzeugen und selbst im Büro von Ottobahn den Prototypen ausprobieren und sich das komplexe System hinter der Schwebebahn erklären lassen.
Quelle: Michael Förtsch Bild: Ottobahn 1e9.community
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