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Technologie und Gesellschaft

Bösartige Social Bots, die Fake News und Hetze teilen? Gibt es wahrscheinlich gar nicht.

1E9 Magazin
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1E9 MagazinMontag, 11.05.2020

Kein Zweifel, es werden sehr viele Falschinformationen, Verschwörungsmythen sowie Hass und Hetze über die sozialen Medien verbreitet. Aber wer steckt dahinter, dass selbst die abstrusesten Behauptungen oft viral gehen? Immer wieder werden Social Bots dafür verantwortlich gemacht, auch in seriösen Medien.

Also intelligente Programme, die Posts und Tweets schreiben, liken, teilen und „menschliche Verhaltensweisen imitieren, um ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen“. Sie würden „gezielte Desinformationskampagnen“ fahren – wahlweise im Auftrag von Russland oder auch von Hacker-Kollektiven. Und das nicht erst seit der Corona-Pandemie, sondern auch während wichtiger Wahlen.

Am Brexit und am Wahlerfolg von Donald Trump sollen Social Bots beteiligt gewesen sein. Und an der Verbreitung von Corona-Verschwörungs-Fake-News auch. Doch es gibt berechtigte Zweifel daran, dass dem auch so ist. Das erklärt der Nürnberger Professor für Medieninformatik Florian Gallwitz im Interview mit 1E9. Er kritisiert besonders, dass sich viele der "Studien" über bösartige Social Bots, die angeblich fragwürdige Inhalte verbreiten, auf Programme wie Botometer verlassen, die er als "Wünschelruten" bezeichnet:

"Dabei kann man recht einfach zeigen, dass das Botometer vollkommen unsinnige Werte ausgibt. Man muss es nur auf Accounts anwenden, von denen man sicher weiß, dass sie von Menschen bedient werden. Der Berliner Datenjournalist Michael Kreil hat solche Untersuchungen schon seit 2017 immer wieder durchgeführt und öffentlich gemacht. So hat er zum Beispiel gezeigt, dass es sich bei einem erheblichen Teil der Abgeordneten in Parlamenten, bei zahlreichen Journalisten und sogar bei vielen Nobelpreisträgern nicht um echte Menschen handelt, sondern um Bots. Zumindest wenn man dem Botometer glaubt."

Gallwitz selbst fragt die Autoren von Studien, die von Social Bots sprechen, häufig, ob sie konkrete Beispiele nennen könnten. Also Accounts, die ganz sicher Bots seien und keine Menschen. Doch bisher konnte ihm noch nie jemand so ein Beispiel präsentieren.

"In ihren Publikationen und gegenüber der Presse erzählen sie frech Märchen über zehntausende, hunderttausende oder gar Millionen von Social Bots, die sie identifiziert hätten. Wenn man dann aber auch nur einen einzigen davon sehen möchte, erhält man Ausreden, die an die vom Hund gefressenen Hausaufgaben aus der Schulzeit erinnern. Natürlich ist diese Irreführung der Öffentlichkeit auch ein eklatanter Verstoß gegen die gute wissenschaftliche Praxis."

Der Forscher würde sich wünschen, dass auch Journalistinnen immer kritisch nachfragen, wenn Berichte über angebliche Social Bots auftauchen.

Bösartige Social Bots, die Fake News und Hetze teilen? Gibt es wahrscheinlich gar nicht.

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