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Technologie und Gesellschaft

Warum der Kampf gegen Fake News nicht zu gewinnen ist

Bernd Oswald
Autor, Trainer und Trendscout für digitalen Journalismus

Digital Resident aus Leidenschaft. Aber ohne dabei betriebsblind zu sein. Seit 2000 bewege ich mich als Journalist und als Trainer an den digitalen Schnittpunkten von Politik, Medien und Gesellschaft. Nützliche Links habe ich schon immer gerne geteilt.

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Bernd OswaldDienstag, 07.08.2018

Zum Thema Fake News bzw. Desinformation haben wir drüben im Kanal Medien&Gesellschaft schon oft gepiqt. Nicht nur wegen der Deep Fakes gehört das Thema aber immer häufiger in diesen Kanal. Dieser Text von Frederic Filloux vertritt die These, dass der (menschliche) Kampf gegen Fake News so gut wie verloren ist. Und zwar aus fünf Gründen: 

1. Das Missverhältnis zwischen Fake-News-Menge und menschlichen Verifikations-Ressourcen (immerhin hält Filloux Fact-Checker für sehr wertvoll)

2. Der technologische Fortschritt ist voll auf Fake-News-Seite - wie man am Beispiel der Deep Fakes sieht.

3. Hyper-Targeting wird erst noch richtig groß: Im US-Wahlkampf 2020 bekommt möglicherweise jeder registrierte US-Wähler eine personalisierte Botschaft.

4. Unbegrenzte Ressourcen für manipulierte Information, vor allem in Russland und China

5. Versagen der USA und der EU beim Kampf gegen Fake News

Das hört sich nicht gut an, ich fürchte aber, dass das die unbequeme Wahrheit ist. Die Doper haben auch immer einen Vorsprung vor den Doping-Kontrolleuren. Bei der Wahrheit oder zumindest der richtigen Information ist es genauso. Die Meinungsmanipulatoren legen vor, die Fact-Checker ziehen nach. Wobei hier die Diskrepanz noch viel größer als im Doping ist, denn digital verbreitete (Falsch-)meldungen lassen sich viel leichter beeinflussen als der menschliche Körper. Die einzige Hoffnung im Kampf gegen Desinformation besteht meines Erachtens darin, dass es auch automatisierte Verifikation, besser gesagt: Falsifikation gibt. Aber die wird der Manipulation auch immer hinterherhinken. 

Warum der Kampf gegen Fake News nicht zu gewinnen ist

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Kommentare 12
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

    Ich sehe das ähnlich düster und bin inzwischen sogar der Meinung, dass wir als Gesellschaft besser dran wären, ohne kommerzielle soziale Netzwerke. Ein Verbot von Facebook und Co. klingt erst mal völlig wahnsinnig, aber ich bin mir sicher, dass wir zumindest die Debatte darüber führen werden (müssen). Um nicht auf die Annehmlichkeiten sozialer Netzwerke zu verzichten, könnten nichtkommerzielle (z.b. öffentlich-rechtliche) Netzwerke entstehen. Dort gäbe es immerhin kein Micro-Targeting.

    1. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

      ja, solange Facebook und Co. mit Anzeigen ihr Geld verdienen, wird das Desinformations-Problem bleiben. Gegenmaßnahmen wie das Third-Party-Fact-Checking durch Partner wie Correctiv, sind Tropfen auf dem heißen Stein und haben imho eher Feigenblatt-Charakter. Die Idee vom nicht-kommerziellen Netzwerk gefällt mir gut. Öffentlich-rechtlich ist leider für viele ein Reizwort. Vielleicht müsste man das aber zusammen mit der ja auch von Dir schon mal gepiqden Idee von der Super-Mediathek denken. Ein Ort mit tollem Content und ohne manipulierende Anzeigen, das könnte interessant sein. Und wenn auch private Verlage dabei wären, wäre evtl. die Angriffsfläche geringer.

    2. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Bernd Oswald Für die Verlage sehe ich eigentlich keine andere Wahl, als so ein Vorhaben zu unterstützen. Das Arbitrage-Geschäft mit Reichweiten wird zusammenbrechen, weil immer mehr Werbekunden direkt zu den sozialen Netzwerken gehen (wo sie mehr und relevantere Reichweite pro Euro bekommen). Das scheint inzwischen auch verstanden. Daher der neue Fokus auf dem Verkauf von Digitalabos. Solange sich die Verlage aber nicht zusammentun, kann ich mir nicht vorstellen, wie der Abo-Verkauf die wegbrechenden Werbeerlöse auffangen soll. Wie viele Menschen werden sich in Zeiten von Netflix & Spotify für 20€ ein Digitalabo für Spiegel/Zeit, etc. gönnen (von mehrere Abos ganz zu schweigen)? Eine verlagsübergreifende Flatrate wäre natürlich weiterhin spannend, aber das werden wir wohl alle nicht mehr erleben.

    3. Magdalena Taube
      Magdalena Taube · vor mehr als 6 Jahre

      Verbieten, regulieren oder verstaatlichen? Wenn man es wagt, von Alternativen zu sprechen (ja, die sind problembehaftet), dann bekomme ich immer gleich rollende Augen als Antwort. Mein meistgenutztes Social Network ist inzwischen sowieso piqd :)

    4. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Magdalena Taube Wieso kann man hier eigentlich keine Herzen vergeben?:)

    5. Magdalena Taube
      Magdalena Taube · vor mehr als 6 Jahre
    6. Alexander Sängerlaub
      Alexander Sängerlaub · vor mehr als 6 Jahre

      Ich verweise hier trotzdem noch mal auf den von Frederik heiß geliebten Digital News Report 2018, der deutlich zeigt, dass die ganze Diskussion um "Fakebook" Wirkung erzielt und in allen Ländern (außer leider US und UK) die Informationsnutzung in den sozialen Netzwerken, teilweise deutlich, zurückgeht. Diese geht gleichzeitig einher mit einer höheren Wertschätzung für journalistische Angebote, die in einigen Ländern auch nicht nur als Gefühl, sondern konkret an steigenden Auflagenzahlen und Vertrauenswerten messbar ist. Das Abendland geht so schnell nicht unter. Nur wenn wir alle wie Vogel Strauß die Köpfe in den Sand stecken. ;-)

    7. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Alexander Sängerlaub Da äußert man einmal Zweifel an der methodischen Korrektheit des DNR...:)

      Ob soziale Netzwerke als Nachrichtenquelle ungebrochen beliebt sind, ist für mich gar nicht die entscheidende Frage. Genutzt werden sie in jedem Fall weiterhin sehr intensiv. Wer dort Zeit verbringt ist grundsätzlich erreichbar mit Micro-Targetting und damit beeinflussbar. Wie groß die Gefahr konkret ist, kann man nicht sagen, weil die Netzwerke alle Black Boxes sind. Wenn man sich die letzten Jahre aber so ansieht, ist leise Skepsis an der Unbedenklichkeit aber vielleicht angebracht.

    8. Alexander Sängerlaub
      Alexander Sängerlaub · vor mehr als 6 Jahre

      @Frederik Fischer Ich bin da ja ganz bei dir. Ich lache auch regelmäßig Leute aus, die mir sagen, dass sie sich bei Facebook "informieren" und prügle sie mit meinem gedruckten Spiegel. Aber es findet ein Umdenken gerade statt. Politiker wachen langsam auf (oder erlassen sogar Gesetze gegen Microtargeting wie in Frankreich), Nutzer sind vorsichtiger und kritischer und die Plattformen müssen immer mehr offenlegen. Ist natürlich immer noch genug zutun, keine Frage. Und über kommerzbefreite Alternativen müssen wir – gerne und immer – viel mehr reden. Ich würde nur alles nicht so schwarz sehen, weil die Dinge in Bewegung sind.

    9. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Alexander Sängerlaub I like:)
      Wir können ja auch nicht alle Pessimisten sein.

    10. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 6 Jahre

      @Frederik Fischer Mir scheint, dass ist ein guter Zeitpunkt, um auf den Maßnahmenkatalog der EU zu verlinken http://europa.eu/rapid... Von da aus kann man sich zu den Detailinfos durchklicken, zum Beispiel hierhin https://euvsdisinfo.eu/ Da gibt's News über Erfolge von EU- und sonstigen Maßnahmen. Zur Aufmunterung vielleicht ab und zu nützlich ... Obwohl ich mich auch zu denen zähle, die bei diesem Thema eher dunkelgrau bis schwarz sehen. Meh.

    11. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Silke Jäger Sehr spannend. Kannte ich noch nicht. Vielen Dank!

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