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Technologie und Gesellschaft

Eine kluge Kritik der These vom "Überwachungskapitalismus"

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlDonnerstag, 27.08.2020

Die ehemalige Harvard-Professorin Shoshana Zuboff hat mit ihrer Bestseller-These vom "Überwachungskapitalismus" die Vorstellung noch weiter verbreitet, Google und Facebook würden uns nicht nur durchleuchten, sondern auch unser Inneres und damit unser Verhalten erfolgreich manipulieren. Corey Doctorow, Internet-Aktivist der ersten Stunde und Science-Fiction-Autor, widerspricht Zuboff respektvoll in seinem online gratis zu lesenden Buch "How to destroy surveillance capitalism". Er glaubt nicht an die These von den großen Manipulatoren, die er spöttisch so beschreibt:

Facebook uses an algorithm to analyze the data it nonconsensually extracts from your daily life and uses it to customize your feed in ways that get you to buy stuff. It is a mind-control ray out of a 1950s comic book, wielded by mad scientists whose supercomputers guarantee them perpetual and total world domination.

Die Konzerne verkaufen ihren Kunden – nicht den "Nutzern", sondern den Werbetreibenden – Targeted Advertising. Doctorow schreibt: Die großen Erfolge der zielgenauen Werbung existieren nur im Verkaufspitch der Konzerne, seien tatsächlich aber praktisch wirkungslos:

But surveillance capitalism’s margins on behavioral modification suck. Tripling the rate at which someone buys a widget sounds great unless the base rate is way less than 1% with an improved rate of… still less than 1%.

Das Problem bestehe, schreibt Doctorow weiter, nicht in den magischen Gehirnwäsche-Fähigkeiten der Konzerne, sondern in ihrer Monopolmacht. Erst die ermögliche ihnen, Einfluss auf die Politik zu nehmen, um sich Regulierung vom Hals zu halten. Doctorows Fokus auf diese Struktur erdet die Debatte, die sich dank Schauermärchen wie dem vom Einfluss Cambridge Analyticas und anderen etwas von der Realität entkoppelt hat.

Ein kluger Beitrag zur Debatte um die Tech-Konzerne und ihre Macht. Und Doctorows Stil bedeutet immer auch: verständlich und unterhaltsam zu lesen.

Eine kluge Kritik der These vom "Überwachungskapitalismus"

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Kommentare 1
  1. Gabriel Koraus
    Gabriel Koraus · vor 4 Jahren

    Ja, das ist der Grund, warum piqd so gut ist! Ich dachte, die Artikel auf Medium sind max. 10 Minuten lang; vielen Dank für diesen Lesehinweis, den hätte ich nie im Leben entdeckt! Hoffe, ich komme am Wochenende dazu ihn auch vollständig zu lesen...

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