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Seit 2005 ist er mit verschiedenen Projekten im Internet aktiv. Er gründete twitkrit.de und die Twitterlesung, organisierte verschiedene Veranstaltungen und betreibt den populären Podcast wir.muessenreden.de. Anfang 2010 begann er das Blog CTRL-Verlust zuerst bei der FAZ, seit September auf eigene Faust, in dem er über den Verlust der Kontrolle über die Daten im Internet schreibt. Seine Thesen hat er im Oktober 2014 auch als Buch veröffentlicht: Das Neue Spiel, Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust.
Eine wundersame Anekdote aus der Welt der Cryptowährungen, die - wie ich finde - ziemlich gut auf den Punkt bringt, wo auch ein zentraler Denkfehler der Cryptofans liegt. Nämlich im Menschenbild.
Anfang des Jahres entfaltete sich ein riesiger Skandal um die neue Cryptowährung Tezos, die eine ganze Menge der Kinderkrankheiten anderer Cryptowährungen lösen wollte, so zum Beispiel das Deflationsproblem, indem es eine Geldregulierungsfunktion mit eingebaut hatte. Der Skandal ist im Detail kompliziert, aber der Auslöser ist im Grunde ein Streit zwischen den Gründern und ihre Unfähigkeit ihn aufzulösen.
Das eigentlich spannende ist, dass dieser Streit in der Cryptocommunity unbedingt als ein Korruptionsskandal gelesen werden will, aber in Wirklichkeit gar keiner war. Und nichts könnte ihre Ideologie besser auf den Punkt bringen.
Im Detail: Cryptowährungen versprechen ein System, das Transaktionen "trustless" verarbeitet. Also keine Partei braucht der jeweils anderen zu trauen, damit das System funktioniert. Warum ist das wichtig?
Trustlessness geht davon aus, dass die Teilnehmer alle Individuen sind, die immer stur zu ihrem eigenen Vorteil handeln. Das heißt, im Zweifel würden sie den anderen auch übers Ohr hauen. Trustlessness bedeutet im Grunde, dass die Incentives des Systems so gesetzt sind, dass jeder Mitspieler den größten Vorteil aus dem System zieht, wenn er korrekt und fair mitspielt.
Die Geschichte der Gründer, die hier ausgebreitet wird, aber zeigt, dass Menschen ein System auch aus ganz anderen, als Selbstbereicherungsmotiven sabotieren können. In diesem Fall war es einfach nur ein gekränktes Ego. Der Mitgründer, der sich monatelang quer stellte, hatte gar kein finanzielles Interesse daran, im Gegenteil, er ging fast pleite.
Da aber gekränkte Egos in der Welt des Homo Oeconomicus gar nicht vorkommen, schafft es die Cryptocommunity nicht darüber hinwegzukommen und ergeht sich lieber in wirren Verschwörungstheorien. Es ist wirklich köstlich.
Quelle: Gideon Lewis-Kraus EN wired.com
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Sehr schönes Schlaglicht. Eine Incentive-System, dass Ego-Spasmen bestraft, wäre mal ein Schritt nach vorne.