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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Vor rund zwei Jahren wurde aus der piqd-Community schon einmal auf dieses spannende Projekt aufmerksam gemacht: Die NGO Reporter ohne Grenzen hat eine Bibliothek errichtet, die von autoritären Staaten zensierten Journalismus sammelt, und zwar in dem Computerspiel Minecraft. Die Begründung für diesen ungewöhnlichen Schritt liest sich auf der offiziellen Homepage der Uncensored Library wie folgt:
Die digitale Pressefreiheit wird zunehmend von staatlicher Internet-Zensur bedroht. In vielen Ländern werden Webseiten, Social Media und Blogs von autoritären Herrschern kontrolliert. Die Menschen müssen hier zwangsläufig in Systemen aufwachsen, in denen ihre Meinung von der Regierung mit Desinformation manipuliert wird.
Aber selbst dort, wo fast alle Medien von Zensur betroffen sind, ist das erfolgreichste Computerspiel der Welt weiterhin frei zugänglich. Reporter ohne Grenzen (RSF) nutzt dieses Schlupfloch, um die Internet-Zensur in den betroffenen Ländern zu umgehen, und bringt die Wahrheit zurück – innerhalb von Minecraft.
Wer mehr über die Hintergründe des Projekts erfahren möchte, ist beim hier gepiqten Video-Essay des insgesamt empfehlenswerten YouTube-Kanals every Game a Story gut aufgehoben. Ilyass Alaoui gibt einen kompakten Einblick über die verschiedenen Räume der Bibliothek, analysiert architektonische Entscheidungen und spricht mit den Projektverantwortlichen über die Genese und Umsetzung der Uncensored Library. Ein schönes Beispiel dafür, welche Rolle Gaming-Technologie mittlerweile auch in der gesellschaftspolitischen Kommunikation spielen kann.
Bei aller Euphorie über so ein öffentlichkeitswirksames Projekt, kann man aber auch ein wenig skeptisch bleiben, denn eine langfristige Lösung bietet die Uncensored Library wahrscheinlich nicht. Eher handelt es sich um eine smarte PR-Maßnahme, die jedoch darüber hinwegtäuscht, dass auch Minecraft seine Grenzen hat. Das Spiel gehört mittlerweile Microsoft, es wird ein entsprechender Account benötigt und es bleibt abzuwarten, ob es auch nach politischem Druck noch in allen Ländern »frei zugänglich« bleiben wird. Zukunftssicherer wäre eine Umsetzung in Minetest gewesen, der Open-Source-Variante von Minecraft. Die ist zwar nicht ganz so hübsch und bring weniger Buzz mit, ist aber auch nicht nur frei wie in Freibier.
Quelle: Ilyass Alaoui Bild: Ilyass Alaoui EN www.youtube.com
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