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Denken wie ein Programmierer
Redakteur
Kurator'in für: Volk und Wirtschaft Medien und Gesellschaft Technologie und Gesellschaft Fundstücke
Leitet das Digital-Team im Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, was nicht heißt, dass er nur Nerd-Kram piqt. Studierte in Erlangen und Portland Politikwissenschaft und Amerikanistik, schrieb in Nürnberg, Berlin, New York und München. Interessiert an allem Politischen. Am Absurden sowieso. Süchtig nach Longreads.
Als Programmierer wäre ich ja etwas sauer über diesen Text. Sind denn alle Coder neurotisch? Wired-Autor Clive Thompson spürt dem Drang nach, der Coding oft zugrunde liegt: Effizienz zu steigern und ermüdende Alltagsaktivitäten zu automatisieren. Er spricht mit vielen Programmierern, die ihm begeistert erzählen, wie sie ihren Alltag automatisiert haben. Die mit Spreadsheets minutiös ihre Kalorienzufuhr erfassen und ihren geplanten Häuserkauf durchrechnen lassen, die bestimmte Hosen und Hemden zigfach besitzen, um keine Zeit bei der Kleiderwahl zu verlieren (und nebenher funktionierende Start-ups erfinden, für die sie nur 20 Stunden im Monat arbeiten müssen). Und Thompson schreibt sich selbst und seinem Sohn auch noch ein paar Skripte.
Ein zentrales Thema ist auch die Eleganz von schlankem Code, der auf das Minimum reduziert ist, von Code als Poesie:
Journalists sometimes marvel at the huge size of Google’s code base—2 billion lines!—as an indication of its might. But coders aren’t impressed by volume. Sometimes the most productive programmers are those who reduce code bases, make them shorter and denser. After three years at Facebook, an engineer named Jinghao Yan checked all of his contributions to the company’s code base and found that the math was negative. “I’ve added 391,973 lines to and removed 509,793 lines from the main repository,” he wrote on another Quora coder thread. (There are a lot of programmers on Quora, as it turns out.) “So if I coded 1,000 hours a year, that’s about 39 net lines removed per hour!”
Das Bild, das sich ergibt, ist etwas klischeehaft: Programmierer handeln zwanghaft, sie hassen soziale Interaktionen. Deshalb schreiben manche Skripte, die sich regelmäßig mit kombinierten Textbausteinen bei ihren Verwandten melden, damit die nicht sauer sind, oder die der Partnerin romantische Roboter-Nachrichten schicken. Und trotzdem juckt es den Leser in den Fingern, auch ein paar Ineffizienzen im Alltag wegzuautomatisieren.
Quelle: Clive Thompson EN wired.com
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