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Technologie und Gesellschaft

Demokratie und Algorithmen: Programmierer an die Macht?

Jörn Klare
Neugier und Misstrauen
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Jörn KlareSonntag, 15.07.2018

Der Politik- und Rechtswissenschaftler Adrian Lobe erläutert in der SZ anschaulich, inwieweit es der Demokratie schadet, wenn immer mehr Entscheidungen von undurchschaubaren Algorithmen getroffen werden. Dazu zitiert er den Rechtswissenschaftler Mario Martini:

Die Rechtmäßigkeit von Entscheidungen kann nur prüfen, wer die Datengrundlage, Handlungsabfolge und Gewichtung der Entscheidungskriterien kennt und versteht.

Doch wer ist dazu noch in der Lage, wenn sich beispielsweise der gesamte Google-Software-Komplex, der weit in unser Leben hineinreicht, aus rund zwei Milliarden Zeilen Code zusammensetzt? Dabei gilt die Intransparenz sogar als Voraussetzung für das Funktionieren der Informationsökonomie.

Google behauptet, dass bei einer Offenlegung seines Algorithmus Inhalte willkürlich in die oberen Suchranglisten platziert werden könnten und so die informationelle Architektur kollabieren könne. Das ist ein systemimmanenter Widerspruch, bei dem niemand weiß, wie er aufzulösen wäre.

Wenn überhaupt, sind es hinsichtlich der immer weiter reichenden selbstlernenden Programme die menschlichen Programmierer, die zumindest noch ein Verständnis für die algorithmischen Prozeduren besitzen. Dieses Wissen und die daraus resultierenden Einflussmöglichkeiten bedeuten weitreichende Macht. Lobe zitiert dazu den Computer Pionier Joseph Weizenbaum aus dem Jahr 1977: "Der Programmierer ist der Schöpfer von Universen, deren alleiniger Gesetzgeber er selbst ist."

Ein Programm zu schreiben, bedeute, einer Welt Gesetze zu geben. Über diese algorithmische Regulierung ist es möglich, die Verfahrensregeln liberaler Demokratien zu überschreiben und eine großtechnische Manipulation ins Werk zu setzen.

Lesenswert!
Demokratie und Algorithmen: Programmierer an die Macht?

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Kommentare 4
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 6 Jahre

    Ich halte das für reine Angstmacherei. Kein Algorithmus ist so intransparent wie ein entscheidender Mensch. Das Problem sind nicht die Algorithmen, die kann man beobachten und steuern. Es sind unsere komplizierten Bürokratien, unser intransparentes Regelwerk, in denen man ohne „Experten“ nicht auskommt. Und die Demokratie ist natürlich für alle ein Labor, nicht nur für Google&Co.. Wer das beklagt, hat m.E. irgendwie nicht die richtigen Vorstellungen vom Funktionieren der Gesellschaft.

  2. Urs Gröhbiel
    Urs Gröhbiel · vor mehr als 6 Jahre

    Inspirierender Einstieg in ein vielschichtiges, spannendes Themenfeld, danke! Eine spontane Suche nach mehr Hintergrundinformationen hat mich zu einem ZEIT-Artikel geführt, der eine meines Erachtens eine gut erste Vertiefung unterstützt: https://www.zeit.de/di....

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      Vielen Dank für den Hinweis. Ausgezeichnete Ergänzung.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 6 Jahre

      In der Tat ist dieser Artikel deutlich differenzierter als der in der SZ. Man hat dort den Eindruck, die Vorurteile überwiegen die Analyse .....

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