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Pop und Kultur

Was hat Greta Thunberg auf dem Cover der Vogue zu suchen?

Clara Westhoff
Journalistin

Freie Journalistin beim Bayerischen Rundfunk

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Clara WesthoffFreitag, 20.08.2021

Gar nichts, könnte man meinen. Der Kampf um Nachhaltigkeit und Klimaschutz scheint unvereinbar mit den Grundsätzen der Modebranche zu sein. Monopol-Autorin Leonie Wessel hat in einem lesenswerten Artikel aufgeschrieben, warum Greta Thunberg auf dem Cover der Vogue trotzdem Sinn macht.

Dazu muss zuerst erwähnt werden, um welche Vogue es sich handelt – es ist die neue Vogue Scandinavia. Und die will die nachhaltigste Medienorganisation überhaupt werden. Für jeden Baum, der für die Produktion der Zeitschrift gefällt wird, pflanzt sie zwei neue. Doch wie steht es um den Inhalt? Die Fashionwelt lebt schließlich von Saison zu Saison, schnelllebige Trends diktieren die Branche. Doch was trägt Thunberg da eigentlich auf dem Cover?

Als Credit heißt es da: "Diese Kleidungsstücke wurden aus zertifiziert natürlichen Materialien und 'Deadstock' von früheren Kollektionen produziert". Auch der Aprikosen-Trenchcoat wurde aus zwei ausrangierten Mänteln kreiert – und hier wird es interessant. Wenn dies die Mode ist, die wir auch zukünftig in der Nachhaltigkeits-"Vogue" zu sehen bekommen, dann handelt sie nach ihrem Credo. Wenn eine solch namhafte Publikation den Teufelskreis von saisonalen Kollektionen unterbricht, sie verweigert und stattdessen auf Kleidung zurückgreift, für die keine neuen Ressourcen verwendet wurden, dann wäre sie endlich mal ein Mode-Beispiel, das sich nicht im "Greenwashing" und "Sustainability"-Trend verheddert.

Damit besteht ernsthaft Hoffnung darauf, dass sich in der Modewelt oder zumindest im Modejournalismus etwas tut. Thunberg ahnt das und nutzt die Bühne für Kritik, die sitzt. Sie teilte die Vogue-Bilder mit den Worten: 

"Viele tun so, als ob die Modeindustrie beginnen würde, Verantwortung zu übernehmen, weil sie fantastische Summen für Kampagnen ausgibt, mit denen sie sich als 'nachhaltig', 'ethisch', 'grün', 'klimaneutral' und 'fair' darstellt. Aber, damit das klar ist: Das ist fast nie etwas anderes als pures 'Greenwashing'. Du kannst Mode nicht massenhaft nachhaltig produzieren oder konsumieren, so wie die Welt heute gemacht ist. Dies ist einer der vielen Gründen, warum wir einen Systemwechsel brauchen." 

Die Aktivistin weiß genau, was sie tut, wenn sie mit einem solchen Blatt kollaboriert. Sie glaubt daran, dass ein Wandel möglich ist – sogar beim Thema Mode. Thunbergs (vermutliche) Absicht hätte ich selbst nicht so gut herleiten können. Leonie Wessels Artikel hat mir hier einen schönen Aha-Moment beschert. 

Was hat Greta Thunberg auf dem Cover der Vogue zu suchen?

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Kommentare 2
  1. Pari Niemann
    Pari Niemann · vor mehr als 3 Jahre

    Auf so eine Veröffentlichung habe ich schon lange gewartet. Endlich eine Mode, die Verbraucher*innen nicht mit "Greenwashing" verdummt. Als ich vor vier Jahren meine kleine Textilwerkstatt in Dannenberg gegründet habe, konnten die meisten modebewußten Menschen mit den Wörtern wie Upcycling und Reusing in der Mode nichts anfangen oder haben sie ihre Nasen gerumpft, weil wir aus gebrauchtem Material modische Kleidung angefertigt haben. Das wichtigste ist, dass ein Paradigmenwechsel passiert. Man kann eben nicht schnell, billig und viel produzieren wenn es der Umwelt und Natur nicht schaden soll. Deshalb ringen Unternehmen wie unsers jeden Monat um ihr Existenz. Es muss eigentlich sofort mit jegliche neue Kleiderproduktion aufgehört werden und nur aus gebrauchtem vorhandenen Material produziert werden. Es ist noch für Jahrzehnte genug Material vorhanden.

    1. Clara Westhoff
      Clara Westhoff · vor 3 Jahren

      Da kann ich dir nur zustimmen! Ich bin gespannt, wie ernsthaft die Vogue Scandinavia diese Richtlinien verfolgen wird. Mal sehen, ob ich sie hier in München irgendwo auftreiben kann...

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