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Pop und Kultur

Warum dieses preisgekrönte Spiel über die NS-Zeit verboten bleibt

Rainer Sigl
Journalist Print/Online/Radio, Blogger; Textarbeiter
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Rainer SiglMontag, 18.06.2018

In "Attentat 1942" geht es um die NS-Besatzung in Tschechien. Es geht um Widerstand, Unterdrückung, das Schicksal einfacher Bürger, Politiker und Soldaten. Es geht um Zeitgeschichte, den Umgang mit der Erinnerung, es gibt Zeitzeugen Gelegenheit, ihre Erlebnisse weiterzugeben, von unmenschlichen Zeiten und dem Krieg zu sprechen.

"Attentat 1942" wurde von der Prager Karls-Universität und der tschechischen Akademie der Wissenschaft gefördert und mitentwickelt. Das Spiel, das Gameplay-Elemente mit Videomaterial, Dokumenten und Aussagen von Zeitzeugen illustriert, hat für seinen spannenden didaktischen Zugang zur Zeitgeschichte zahlreiche Preise erhalten, unter anderem auch jenen als "Most Amazing Game" des Berliner Festivals A MAZE 2018. 

Spielen darf man das in Deutschland aber leider nicht. Denn "Attentat 1942" ist "nur" ein Spiel - und darf somit, im Unterschied zu anderen Kulturprodukten – keine nationalsozialistischen Symbole zeigen. Egal zu welchem Zweck. Adrian Trachte fasst die Problematik in seinem Kommentar zusammen.

Attentat 1942 ist ein wichtiges Spiel, eines, welches im Schulunterricht genutzt werden kann und sollte, da es ein so essenziell wichtiges Stück Geschichte auf eine ganz andere Art und Weise greifbar macht als Schulbücher und Museumsbesuche. [...] Vor allem ist Attentat 1942 aber jenes Spiel, welches zeigt, das Videogames im deutschen Kulturbetrieb keinen Platz haben. Games sind Kunst, daran besteht kein Zweifel. Doch für die hiesigen Verbände, die dem Medium eigentlich bei seiner Emanzipation helfen sollten, für die deutschen Kulturvereine, die sich nicht um den Fall Attentat 1942 scheren, und den Staat, der sich nach wie vor nicht in der Lage zu sehen scheint, die Gesetzeslage anzupassen, sind sie offenbar nicht mehr, als Kunst zweiter Klasse.
Warum dieses preisgekrönte Spiel über die NS-Zeit verboten bleibt

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Kommentare 1
  1. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor mehr als 6 Jahre

    Angeblich bewegt sich aktuell etwas zum Thema »Attentat 1942« hinter den Kulissen von USK und game Branchenverband. Felix Falk, ehemaliger Chef der USK und nun Geschäftsführer des game, äußert sich dazu aber nur sehr schwammig – im Rahmen einer Facebook-Diskussion in der semi-offiziellen Branchen-Gruppe. Im letzten Jahr, als es um »Wolfenstein II« ging, war er da noch expliziter: »Nicht zuletzt mit Blick auf die Entwicklung von Computer- und Videospielen ist das grundsätzliche Verbot, verfassungsfeindliche Symbole zu verwenden, willkürlich und verstößt unter anderem gegen die Grundrechte der Kunst- und Meinungsfreiheit« (https://www.gameswirts...). Dass die Rhetorik ausgerechnet beim vorbildlichen »Attentat 1942« nicht noch weiter anzieht, ist aber wirklich enttäuschend. Bleibt zu hoffe, dass die eingestellte Ermittlung gegen die Hakenkreuzdarstellung von »Bundesfighter 2 Turbo« den Prozess beschleunigt. Dort sprach sogar der verantwortliche Oberstaatsanwalts von einer »überholten« Rechtslage (https://www.spieletipp...). Immerhin…

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