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Kurator'in für: Pop und Kultur Zeit und Geschichte Fundstücke
Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.
Spätestens seit den Olympischen Spielen 2008 versucht China nicht nur in der Wirtschaft tonangebend zu sein, sondern auch mit Soft Power in Form von Kunst und Kultur die Herzen der Welt zu erobern. Die Ergebnisse überzeugten bislang nur bedingt, man denke etwa an den mit den Mitteln von Hollywood angelegten und mit Matt Damon für den westlichen Markt optimierten Mega-Blockbuster "The Great Wall". Daneben gab und gibt es in China international konkurrenzfähige Popmusiker wie Jane Zhang, die perfekt auf englisch singen, außerhalb von Asien jedoch nach wie vor kaum zur Kenntnis genommen werden.
Dass dies nun ausgerechnet einer Trap-Gruppe gelingt, also mit jenem leicht derangierten DIY-Underground-Rap, hat schon eine gewisse Ironie. Unter den Videos der Higher Brothers aus Chengdu finden sich nicht nur Kommentare in allen möglichen Sprachen der Welt, sie werden auch von den Pionieren und Größen des Genres gefeiert, etwa Migos oder Lil Yachty, die den Chinesen in einem "Reaction"-Video mit offenem Mund ihren Respekt zollen.
Die positiven Reaktionen liegen zuallererst natürlich daran, dass die Higher Brothers wirklich Qualität abliefern und dabei einen eigenen Humor beweisen. Ihre internationale Popularität erklärt sich aber auch dadurch, dass Trap und sein infantiler Ableger Cloud-Rap als im Internet popularisierte Genres niemals vor Landesgrenzen Halt machten. YouTube sorgt schon dafür, dass man vom Amerikaner Lil Yachty schließlich beim Schweden Yung Lean oder dem Koreaner Keith Ape landet. Oder umgekehrt.
Zu ihrer Herkunft scheinen die Higher Brothers jedenfalls ein bodenständiges bis stolzes Verhältnis zu pflegen. In Tracks wie "WeChat" vermitteln sie das Bild eines China, das modern ist und in seinem urbanen Selbstbewusstsein auch ein bisschen aberwitzig, das international bestehen kann ohne sich anzubiedern. Und das mit einem Budget, von dem man in Filmproduktionen wie "The Great Wall" nicht mal das wöchentliche Catering der Hauptdarsteller bezahlen könnte.
Quelle: Felix Zwinscher Bild: Higher Brothers welt.de
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