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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Gleich vorweg, mir fehlt hier Distanz. Der gepiqte Text stammt aus der 13. Ausgabe des Kulturmagazins WASD, bei dem ich in der Redaktion sitze. Aber es ist ein Hammertext und er handelt ebenso von einem Distanzproblem. Der Game-Designer, Autor und Dozent Martin Ganteföhr besucht im Jahr 2011 erstmals die ITEC, eine Messe für militärische Simulations- und Trainingstechnologie. Eigentlich möchte er für Zeit Online einen Text über die Verwicklungen von Militär- und Spielindustrie schreiben, aber es kommt anders.
Ich treffe nämlich einen Bekannten, den ich nicht erwartet habe. Er ist Chef eines Grafikdienstleisters aus der Gamesbranche, spezialisiert auf Charaktere. Wir sind beide verblüfft, was machst Du denn hier, gute Frage, wir lachen, es ist unangenehm, weil jeder denkt, was der andere wohl denkt. Dann erfahre ich, wer sonst noch da ist, ich bin hier kein Fremder, ich kenne hier Leute, es sind Kollegen, Middleware-Ingenieure, wir haben gesoffen in Leipzig, da kommen sie schon, und wir umarmen uns. Ich werde meinen Text nicht schreiben können. Mir fehlt die Distanz.
Ganteföhr ist ein luzider und persönlicher Text über die zunehmende Normalisierung der Vereinnahmung der Gamesbranche durch das Militär gelungen. Was dem Autor selbstkritisch wie eine Verschwörungstheorie anmutet, ist längst banaler Alltag. Es folgen Rückblicke in die Kindheit und weitere Besuche auf der ITEC – diesmal mit Studentengruppen. Sie erlernen die Entwicklung von Computerspielen und sind nach ihrem Abschluss damit ebenso für Militärdienstleister interessant. Zumal dort die Konditionen einfach besser sind.
Jetzt bestelle ich Bier im Bordrestaurant, es ist früher Nachmittag, und ich treffe ein Gesicht von der Messe. Er ist Mitarbeiter eines Rüstungskonzerns, wir haben jetzt gemeinsame Bekannte, und ich gehöre plötzlich irgendwie dazu. Seine Partnerin, erzählt er, arbeitet in einem Krankenhaus, mit großer Personalverantwortung, und was verdient sie? So viel wie bei ihm im Laden ein technischer Zeichner.
Quelle: Martin Ganteföhr Bild: WASD medium.com
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