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Pop und Kultur

Online-Comic: Wie die Chinesen den Reggae miterfanden

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.

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Fabian PeltschMontag, 24.06.2019

In Chinas Subkultur werden immer wieder große Hoffnungen gesetzt. Wirklich Originelles kam aus dem riesigen Land bislang jedoch kaum. Eine popkulturelle Pioniertat, die durchaus chinesisch beeinflusst war, ist dabei heute fast vergessen: In seiner Frühphase profitierte der Reggae stark von chinesischstämmigen Jamaikanern der ersten, zweiten und dritten Generation. Einer von Bob Marleys ersten Förderern war der bereits 1971 verstorbene Produzent Leslie Kong, der auch Jimmy Cliff, Toots and The Maytals und Desmond Dekker auf seinem "Beverley's"-Label eine Chance gab. Eine der ersten Plattenfirmen, die Reggae auch in den USA vertrieb, gehörte dem Ehepaar Patricia und Vincent Chin. Dazu kommen Musiker wie Byron Lee, der mit seinen "Dragonaires" den E-Bass in der Szene einführte. Eine Übersicht über weitere Strippenzieher findet sich hier

Dazu muss man wissen: Heute leben in dem karibischen Inselstaat, der um die drei Millionen Einwohner zählt, rund 75.000 Menschen mit chinesischem Migrationshintergrund. Viele Familien kamen im 19. Jahrhundert als Kulis nach Jamaika. Unter britischer Kolonialherrschaft mussten sie zu Hungerlöhnen Schwerstarbeit verrichten. Lieder wie "Redemption Song" oder "Get Up, Stand Up" passen also durchaus auch zu den Erfahrungen der chinesischen Diaspora. 

Gut zusammengefasst wurde das Phänomen bislang leider nicht. Kürzere Artikel finden sich hier und hierEine Dokumentation ist seit Jahren in Planung, scheint aber nicht über den Trailer hinauszukommen. Dafür liefert der in Peking lebende Zeichner Krish Raghav nun in seinem Online-Comic "Beijing Babylon" einen bunten Einblick in die Geschichte und illustriert dabei auch die Nachwehen, etwa die Reggae-Szene in der südwestchinesischen Provinz Yunnan, die sich auch von Xi Jinpings strenger Kulturkontrolle bislang nicht unterkriegen lässt. Zwischen den Bildern eingebettet finden sich Soundcloud-Links mit alten und neuen Reggae-Songs, bei denen Chinesen ihre Finger im Spiel hatten.

Online-Comic: Wie die Chinesen den Reggae miterfanden

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