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Kurator'in für: Pop und Kultur Zeit und Geschichte Fundstücke
Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.
Am Sonntag ist Nick Tosche im Alter von 69 Jahren gestorben. Er war einer der großen Vorreiter eines exzessiven und gnadenlos subjektiven Kulturjournalismus. In seinen Texten über Musik entwarf Tosches eine alternative Geschichte des Pop und sezierte die Abgründe des amerikanischen Traums anhand vergessener Songwriter und Ikonen gleichermaßen. Kollege Greil Marcus schrieb über Tosches Jerry Lee Lewis-Bio "Hellfire" aus dem Jahr 1982, es sei das "schönste Buch, das je über einen Rock’n’Roll-Musiker geschrieben wurde". Im Vergleich zu Hunter S. Thompson oder Lester Bangs, mit dem Tosches beim Magazin "Creem" zusammenarbeitete, bekam er jedoch nie ganz den Ruhm, den er verdient hätte.
Auch online findet man heute nur wenige Texte von ihm. Eine Ausnahme bildet der unten gepiqte Reisebericht, der 2009 in Kurzgeschichtenlänge in Vanity Fair erschien. Darin beschreibt Tosches seine hartnäckige Suche nach der letzten Opiumhöhle, die ihn schließlich nach Thailand, Kambodscha und Hongkong führt. Nebenbei erfahren wir von der US-Opiumkultur im 18. Jahrhundert, dem ersten Opium-Song "Willie the Weeper" oder Hongkongs Wandel vom gefährlichsten Sündenpfuhl der Welt zum anämisch neonfarbenen Zementsarg. Tosches gibt dabei den "Connoisseur" eines untergegangenen Jahrhunderts, und so klingt auch der Stil: ausufernd, arrogant, belesen und cooler als man einem alten Mann mit allerlei Gebrechen auf Weltreise abnehmen würde. So überlebensgroß zu schreiben traut sich heute keiner mehr, was man gut oder schlecht finden kann. Oder wie Tosches es ausdrückt:
The thought of breaking the law troubled me gravely. But I have always had another disease as well: the desire to live.
Quelle: Condé Nast Bild: Vanity Fair EN vanityfair.com
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